DIE MAUER - BERICHT AUS PALÄSTINA

Maximilien Le Roy

Während eines Zeichenworkshops lernt der französische Comiczeichner und Illustrator Le Roy den Palästinenser Mahmoud Abu Srour im Flüchlingslager Aida bei Bethlehem kennen. Beide sind sich auf Anhieb sympathisch, ein Jahr später reist Le Roy noch einmal in das Palästinensische Autonomiegebiet, um Mahmouds Geschichte in Worte und Bilder zu fassen.

Es handelt sich um eine Comicreportage, die das persönliche Schicksal Mahmouds und seine politischen Reflektionen vor dem Hintergrund des israelisch-palästinensischen Konflikts erzählt: das triste Leben im Flüchtlingslager, geprägt von Gewalt und Schikanen.

Mahmoud vergleicht sich mit dem Vogel im Käfig, eingesperrt und seiner Freiheit beraubt. Der Stil, den Le Roy dabei wählt, ist eklektisch. Vergangene Episoden werden in einfachen Schwarzweißbildern erzählt.

Vorherrschend ist die Gegenwart, die eintönig und trist in einem schlammigen Grün koloriert wurde. Durchbrochen von fast kindlichen Zeichnungen, die oftmals Wünsche und Interpretationen Mahmouds zeigen.

Interessant ist vor allen Dingen, wie Le Roy historische Bilder verwendet. Da wäre das der Kim Phuck, die als nacktes Mädchen, das während des Vietnamkrieges vor einem Napalmangriff wegrennt, berühmt geworden ist.

Dieses Bild genießt ikonischen Status und wird oft losgelöst vom historischen Referenzrahmen genutzt, Emotionen beim Leser/Leserin zu wecken. Allerdings wird dabei allzu oft vergessen, dass es sich hierbei um „friendly fire“ handelt und es eigentlich nicht dazu taugt, um die Gewalttätigkeit des Gegners zu kritisieren.

Diese Reportage bietet also Gesprächsstoff für beide Lager: Palästinenserbefürworter und Israelunterstützer. Und ist damit auf alle Fälle sehr lesenswert.