Martin Büsser, Musikjournalist und -enthusiast, erzählt die Geschichte, die ihn sein ganzes Leben lang an- und umgetrieben hat: die wahreGeschichte der Popmusik. Er erzählt sie nicht – wie viele andere vor ihm – von oben herab, sondern nüchtern und sachlich, ohne Besserwisserei oder ausufernd sperrigen Soziologenduktus.
Undohne einen Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit: Zentrale Auswahlkriterien der Musikstile und Musiker sind nicht Bekanntheitsgrad und musikalische Virtuosität, sondern Originalität,Eigenständigkeit und Neuerungswille.
So begründet Büsser auch die Wahl des Jahres 1966, Erscheinungsjahr von „Revolver“ und „Pet Sounds“, als Ausgangspunkt seiner Reise: „Die Musikerentwickelten plötzlich ein Werkbewusstsein, das weit darüber hinausging, nur griffige Songs abzuliefern“.
Die Stars machten nun endlich, was sie tatsächlich auch selbst wollten. Im weiterenVerlauf des Buches grenzt er insgesamt fünf Zeitabschnitte ein, die wiederum in einzelne Unterkapitel zu bestimmten popmusikalischen Erscheinungen von Krautrock und Punk über New Wavebis hin zu Industrial, Techno, Riot Grrrl und Sadcore (um nur einige zu nennen) aufgedröselt sind.
Dabei verknüpft Büsser Zitate, musik- und kunstgeschichtliche Hintergründe undUmschreibungen von gesellschaftlich-politischen Begleitumständen mit solide recherchierten Fakten und hoher Sachkenntnis zu einem in sich stimmigen Netz.
Spannende Sache. Mit einer 19-seitigen Auswahl an Musikempfehlungen endet „On The Wild Side“. Was Martin Büsser (1968-2010) der Wiederveröffentlichung dieses ursprünglich 2004 erschienenen Buches für die Jahre 2005-2013 wohl hinzugefügt hätte?
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #108 Juni/Juli 2013 und