Martin Büsser ist auch zehn Jahre nach seinem Tod noch immer als sehr tiefsinniger, anregender, um nicht zu sagen aufschreckender und auch Widerspruch provozierender Popkulturtheoretiker und Kulturkritiker zu lesen. „Lazy Confessions“ ist nach „Music Is My Boyfriend“ (2011) und „Für immer Pop“ (2018) der dritte Band zeitloser Interventionen und Debattenbeiträge, den Jonas Engelmann repräsentativ für Büssers Gesamtwerk akribisch und liebevoll ediert hat. In Artikeln, Kommentaren, Kolumnen und Interviews begegnen wir Büsser hier als Suchenden nach dem „Anderen, Minoritären und Abweichenden“, nach den wenigstens „kleinen Fluchtwegen“ (Engelmann) aus den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen und Normen, die auch in gegenkulturellen Bewegungen so oft reproduziert werden. Engelmann ordnet die rund vierzig Texte gemäß Büssers Annäherungen und Zugängen zur Kultur, deren Produkte und Entstehungsbedingungen, in zehn Kapitel. Einen thematischen Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit Sexualität und Gewalt in Kunst, Film und Literatur. Der Fokus ist des Weiteren auf Sprache respektive Sprechweisen der Popkultur, Wissen und deren Vermittlung gerichtet. Und natürlich geht es bei Büsser nicht ohne Bezug zu Punk und Hardcore. Die Bezüge ziehen sich wie ein roter Faden durch den Band und markieren den Ausgangspunkt des Suchenden. Gleich der erste Text hat es in sich. „Punk 2000. Eine Nestbeschmutzung“ (1998) ist noch heute von brennender Aktualität. Analytisch scharfsinnig und polemisch brillant formuliert Büsser eine radikale Kritik. Jonas Engelmann ist es zu verdanken, dass die Texte nun an einem Ort nachzulesen sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Salvador Oberhaus