Wie wurde Nick Cave, der Lehrersohn aus der australischen Provinz, zu dem exaltierten Performer, der mit der apokalyptischen Sprachgewalt eines alttestamentarischen Propheten und als Urbild der Ekstase über die Bühne preschte? „Jugendfeuer“ schildert die prägenden ersten Jahre von Nick Cave, seine kreativen Einflüsse, schicksalhafte Internatsbegegnungen und das spannungsgeladene Verhältnis zu seinem Vater, dessen früher Unfalltod zu einem Wendepunkt in seinem Leben wurde. Es ist eine Jugend zwischen Vladimir Nabokovs „Lolita“, Fjodor Dostojewskis „Schuld und Sühne“ und Leonard Cohens Album „Songs Of Love And Hate“, zwischen morbiden Streichen, Nahtoderfahrungen, einer behüteten Kindheit und dem Austesten künstlerischer Selbstverwirklichung als Teenager. Seine frühen Songs mit all ihren Grenzerfahrungen und Verbrechen aus Leidenschaft oft wie ein apokalyptisches Gemälde von Hieronymus Bosch spiegelten vor allem die Abgründe seiner Seele. Mark Mordue unterfüttert seine faktenreichen Erzählungen, die über die gesamte Buchlänge ohne ein einziges Foto auskommen, mit akribischer Recherche und durch ausführliche Gespräche mit Nick Cave in Brighton, aber auch mit Caves Familie und vielen alten Weggefährten. Mordue war mit Cave auf Tour mit GRINDERMAN und den THE BAD SEEDS. Die Stärke des Buchs ist, dass viele Passagen das Privatleben und damit verbundene Charaktereigenschaften von Cave beleuchten. Als „warmherzig und humorvoll“ bezeichnet Anne Baumgarten, der eine platonisches Verhältnis zu Cave nachgesagt wurde, ihren Freund. Mark Mordue liefert einen essenziellen Beitrag zum grundlegenden Verständnis von Nick Caves Entwicklung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und Markus Kolodziej