NEMESIS

Mark Millar, Steve McNiven

Mit Comics wie „Wanted“ und „Kick-Ass“, die beide aufwändig verfilmt wurden, hatte sich der Schottische Autor Mark Millar als Vertreter zynischer Gewaltverherrlichung empfohlen, diese allerdings mit einer satirischen Spitze versehen, so wie er bestimmte Stereotype des Action/Superhelden-Genres auf den Kopf stellte.

Diese Feinheiten gingen allerdings in den Verfilmungen komplett verloren, denn da hieß es beim männlichen Publikum wohl überwiegend: Boah, wie geil ist das denn?! In Zusammenarbeit mit dem Zeichner Steve McNiven, dessen Panels sehr nach Computer aussehen, führt Millar diese Tradition mit „Nemesis“ weiter fort und präsentiert einen Superschurken, der im strahlend weißen Kostüm herumläuft, aber keinesfalls eine weiße Weste besitzt.

Die Medienlandschaft ist zwar übervölkert von Bösewichten, die jegliche Moral über Bord geworfen haben, aber besagter Nemesis, benannt nach der griechischen Rachegottheit, hat kaum noch etwas menschliches an sich.

Ein Zerrbild von Batman, in Gestalt eines gelangweilten Millionärs, der alles tut, um andere Menschen zu vernichten, vor allem Cops, und die Welt ins Chaos zu stürzen, ein Fantômas wirkt dagegen wie ein Gentleman und Ehrenmann.

Allerdings ist der nicht etwa wahnsinnig wie ein Joker, sondern tut alles vollkommen berechnend. Inhaltlich mag Millar dabei zwar kein besonders tiefschürfender oder innovativer Comic gelungen sein, aber die Radikalität und Energie der Story reißen einen dann doch mit, denn dieser fiese Antiheld lebt stellvertretend die niederen Instinkte aus, die ja doch in jedem Menschen schlummern, aber selten ans Licht kommen.

Auch „Nemesis“ dürfte sich wieder prächtig zur Verfilmung anbieten, könnte aber aufgrund seiner Gewalthaltigkeit die meisten Hollywoodstudios eher verschrecken.