EREMIT

Marijpol

„Es geht im Kern um die schwere Entscheidung zwischen Ja und Nein, über Zweifel, Tod und Obst.“, sagt Marjipol selbst über „Eremit“. Nach ihrem preisgekrönten Debut „Trommelfels“ waren die Erwartungen allseits hoch.

Marijpol begegnet ihnen mit diesem Szenario: In einer völlig überalterten Gesellschaft führt ein im Urwald lebender Einsiedler im Auftrag eines großen Unternehmens Sterbehilfewünsche von Senioren aus.

Dazu werden die Senioren als Touristen in den Urwald gekarrt und dort in einen Rauschzustand versetzt, damit der Fleischmagnet, ein schlangenähnliches Monster, ihren Körper vom Kopf trennen, fressen und sie so von all ihren körperlichen Leiden befreien kann.

Aufgabe des Einsiedlers ist es dann, den verbliebenen, noch voll lebendigen und denkfähigen Kopf einen Abhang hinunterzuwerfen, um den Tötungsauftrag zu vollenden. Der Eremit bewundert die Willensstärke und Entscheidungsfreude seiner Kunden, überlässt eigene Entscheidungen aber lieber der Firma.

Sein Alltag gerät aus den Fugen, als sich der Kopf eines scheinbar sterbewilligen alten Mannes mit den Haaren in einem Ast am Rande des Abhangs verfängt und dieser den Eremit um Rettung anfleht.

Als zu allem Überfluss auch noch ein seinen Lehrmeistern und Aufpassern entlaufenes, störrisches Kind in sein Leben tritt, eskaliert die Situation vollkommen. Marijpols schrumpelige Zeichnungen zielen sicher nicht darauf ab, optisch ansprechend auszusehen, vielmehr geben sie den sich durch die Geschichte ziehenden Zwiespalt auch visuell an den Betrachter weiter.

Und so zerreißt ihre Geschichte nicht nur den Eremit, sondern auch den Leser. Sympathie oder doch eher Abneigung? Was ich davon halten soll? Tja, da bin ich mir jetzt auch gar nicht so sicher ...