„Aya“ ist zwar gespickt mit eigenen Erfahrungen, aber keine Autobiografie, darauf legt Autorin Marguerite Abouet großen Wert. Was es heißt, wie Hauptakteurin Aya an der Elfenbeinküste groß zu werden, weiß sie definitiv, denn dort hat sie bis zu ihrem zwölften Lebensjahr selbst gelebt.
Nachdem sie gemeinsam mit ihrem Bruder in Begleitung eines Großonkels nach Frankreich geschickt wurde, hat sie nach ihrem Schulabschluss zunächst als Rechtsanwaltsgehilfin gearbeitet, bevor sie beschloss, Bücher zu schreiben.
Ihr erstes war „Aya“, zugleich auch das Graphic Novel-Illustrationsdebüt ihres Ehemanns Clément Oubrerie. Die französischen Erstausgaben erschienen ursprünglich zwischen 2005 und 2010 in sechs Einzelbänden, davon brachte Carlsen die drei ersten Teile schon vor einigen Jahren auf Deutsch heraus.
Diese fasst Reprodukt nun zu einem dicken Hardcoverwälzer mit Lesebändchen zusammen, die drei verbleibenden sollen im Herbst in einem zweiten Sammelband folgen. Was geboten wird? Ein für eine Graphic Novel unverhältnismäßig langer und ereignisreicher Lesegenuss mit vielfältigen Einblicken in den ganz normalen Wahnsinn des ivorischen Alltags während der gesellschaftlichen Umbrüche der späten 1970er Jahre.
Zwar liegt der Fokus eindeutig auf Aya und damit auf der Sicht einer intelligenten, gebildeten und selbstbewussten jungen Frau, aber auch andere – u.a. erwachsene und männliche – Perspektiven werden eingeflochten.
So oder so kommen die Männer dabei nicht sonderlich gut weg, Emanzipation so weit das Auge reicht ... Die ersten beiden Bände wurden bereits verfilmt, der Zeichentrickfilm ist 2013 in den französischen Kinos gelaufen.
Eine deutsche Fassung scheint bislang nicht in Aussicht zu sein. Schade eigentlich. Lesen ist aber auch gut.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Anke Kalau
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #118 Februar/März 2015 und Anke Kalau