GOTT HÖCHSTSELBST

Marc-Antoine Mathieu

Eine interessante wie provokante Prämisse, die uns der Franzose Marc-Antoine Mathieu, der bei Reprodukt schon eine Reihe anderer Arbeiten wie DER URSPRUNG oder DER WIRBEL veröffentlicht hatte, mit GOTT HÖCHSTSELBST liefert.

Denn bei einer Volkszählung gibt sich ein Mann als Gott zu erkennen, was natürlich zuerst niemand glauben will, weshalb sich Wissenschaftler und Philosophen auf diesen Mann stürzen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Das gipfelt in einem Gerichtsprozess, in dem Gottes Verantwortung für das Elend auf der Welt geklärt werden soll. Derweil laufen andere mediale Verwertungskreisläufe bereits auf Hochtouren, denn das Marketingpotential von Gott ist natürlich immens.

Oder ist Gott doch nur ein Schwindler? Das setzt Mathieu mit inhaltlicher Ironie und einer kafkaesken Bildsprache um, vor allem Kafkas „Der Prozeß“ kommt einem einige Male in den Sinn, aber auch zum Teil Walter Tevis’ „Der Mann, der vom Himmel fiel“.

Das mag man als blasphemisch empfinden, denn in der Bibel steht ja, dass sich der Mensch kein Abbild von Gott machen soll, ein Problem, das Mathieu aber auf amüsante Form in den Griff bekommt.

Darüber hinaus geht es ihm eh um eine weitaus nüchternere und intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Konstrukt Gott und seiner Bedeutung für den Zusammenhalt unseres christlich geprägten Weltbilds.

Entschärft wird GOTT HÖCHSTSELBST dadurch, dass Mathieus Zeichenstil an die knuddeligen Figuren von Raymond Briggs erinnert, allerdings durfte man sich bei dem auch nicht durch die harmlose Oberfläche täuschen lassen.

Klingt alles etwas kopflastig, entpuppt sich aber als leicht zugängliche Angelegenheit.