Das Duo MAP 71 aus dem britischen Seebad Brighton wirkt auf den ersten Anschein etwas streng und spröde, optisch wie musikalisch. Sängerin Lisa Jayne verbindet das (auch zitierende) Storytelling der frühen Anne Clark mit der synthetischen Düsternis von THROBBING GRISTLE, SPK und, wenn man so will, auch SUICIDE. Den Song „Suburbanites“, gefangen in einem simplen Drumbeat und hypnotischen Electronics, würden Alan Vega und Martin Rev lieben. Musik für einen „trostlosen“ Kellerclub, kaum Licht, Menschen drängen sich in dunklen Ecken und Andy Pyne steht regungslos an den Keyboards, während Lisa Jayne sich verloren an das Mikro klammert wie Beth Gibbons von PORTISHEAD. Es ist diese kühle und distinguierte Emotionalität, die sich in den Songs destilliert. Das ist die Kunst, den elektronischen Minimalismus fiebrig und fesselnd zu verpacken, das beherrschen MAP 71. In „Hooked on dead distance“ kommen sie fast daher wie die SLEAFORD MODS in „Kebab spider“. MAP 71 wirken sympathisch aus der Zeit gefallen. Sie sind ein Manifest dessen, was man als Electronic Noise Poetry bezeichnen könnte. Aber da ist auch diese Antihaltung von Mark E. Smith: Totally wired and totally fucked up. Lisa Jayne und Andy Pyne haben auf gewisse Weise das Erbe von David Harrow und Anne Clark aus den frühen Achtzigern angetreten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Markus Kolodziej