Erinnert sich noch wer an die belgische Serienkiller-Komödie „C’est arrivé près de chez vous“ aus dem Jahr 1992? Deren prägnanterer englischer Titel lautet „Man Bites Dog“, et voilà, damit ist geklärt, wo sich das Duo CINEMA CINEMA aus Brooklyn, NY seinen Albumtitel geliehen hat.
2008 gründeten die Cousins Ev Gold (Gitarre, Gesang) und Paul Claro (Drums) die Band, nahmen das Debüt „Exile Baby“ auf, dem 2011 die EP „Shoot The Freak“ und 2012 das Album „Manic Children And The Slow Aggression“ folgten – aufgenommen übrigens mit Don Zientara.
2013 kam die „50 Ft Queenie“-3 und nun ist mit „Man Bites Dog“ erstmals ein Album auf einem gut vertriebenen Label erschienen. Produziert hat dieses Martin Bisi im legendären BC Studio (in der Bisi-Filmdoku tauchen CC auch auf) – eine so schicksalhafte wie positive Begegnung war der Auslöser: 2012 hatte Hurricane Sandy den Proberaum des Duos inklusive Inhalt zerstört, Bisi kam zufällig vorbei und bot der Band seine Hilfe an.
In den USA, aber auch in Europa haben CINEMA CINEMA schon einige Konzerte gespielt, dort auch zusammen mit BLACK FLAG, was zu weiteren Kooperationen mit Greg Ginn führte, was man aber nicht gegen die Band verwenden sollte, denn musikalisch hat der SST-Boss ja unumstritten seine Qualitäten.
„Man Bites Dog“ ist ein sehr intensives, komplexes und abwechslungsreiches Album, das irgendwo zwischen den Stühlen Noiserock, Jazzcore (wie man ihn aus den Achtzigern von SST kennt), Punk und Metal sitzt.
BLIND IDIOT GOD kommen mir in den Sinn, DUB TRIO, John Zorn (wegen des Saxophons bei „Exotic blood“ und „Shiner number five“), NOMEANSNO („Taxi driver“ erinnert mich an „Small parts isolated and destroyed“), diverse Mike Patton-Projekte.
Doch so unruhig und freejazzig die Musik auch stellenweise ist, CINEMA CINEMA haben immer auch Groove und Flow, lassen komplexe Rhythmik und kleinteiliges Gefrickel nie die Oberhand gewinnen.
Spannende Band mit einem zudem sehr schön gestalteten Album.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #131 April/Mai 2017 und Joachim Hiller