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MALEVIL

Mit MALEVIL drehte Christian de Chalonge, lose basierend auf Robert Merles gleichnamigem Endzeitroman, einen wenig bekannten Film über die Folgen atomarer Zerstörung. Damit werden hier stellvertretend für die Restwelt einige Bewohner eines kleinen französischen Dorfes konfrontiert, denen ihr Aufenthalt im Weinkeller das Leben rettet.

In Folge geht es Chalonge aber weniger um die Konsequenzen atomarer Strahlung für die Umwelt und die Menschen, als um den generellen Umbau der Gesellschaft, bei dem sich neben der friedlichen Kommune der Dorfbewohner auch neue totalitäre Strukturen herausbilden.

Denn in einem nahe gelegenen Eisenbahntunnel hat sich Jean-Louis Trintignant als religiös-fanatischer Fulbert zum Herrscher einer anderen Gruppe aufgeschwungen, der seine Machtposition natürlich schamlos ausnutzt.

Und der Konflikt zwischen beiden Gruppen führt schließlich zu einer neuen kriegerischen Auseinandersetzung, denn der von Michel Serrault gespielte Emmanuel, quasi der Führer der Dorfbewohner, sieht nur die Möglichkeit, diesen Diktator zu beseitigen, um weiterhin friedlich leben zu können.

Aber auch diese vermeintliche Idylle muss ganz am Schluss einer deutlich pessimistischeren Zukunftsperspektive geopfert werden, als die bisherige Isolation der ländlichen Gegend aufgehoben wird und die immer noch existente Außenwelt Einzug hält.

In den 80er Jahren war die Angst vor der nuklearen Katastrophe noch wesentlich mehr präsent als sie es heute ist, insofern wirkt MALEVIL inzwischen leicht antiquiert, was die konkreten Folgen des atomaren Overkills angeht, wobei seine Botschaften hinsichtlich des Zusammenbruchs und der Neugestaltung von Gesellschaft durchaus zeitlos sind.

Wer seine Endzeitvisionen eher MAD MAX-like mag, ist hier sowieso völlig fehl am Platz, denn MALEVIL strahlt mit seiner Lauflänge von knapp zwei Stunden und seiner unspektakulären Erzählweise eine fast meditative Ruhe aus, die nicht jedermanns Sache sein wird.

Dafür liefert einem Chalonge aber faszinierend schöne Bilder des zerstörten Dorfes und seiner direkten Umgebung, die zum großen Teil den nach wie vor vorhandenen Reiz des Films ausmachen.

Umso ärgerlicher ist es, dass der Film ausgerechnet bei einem offensichtlichen Stümperlabel erscheinen musste, die das Ganze als Special Edition anpreisen und noch nicht mal in der Lage waren, ein vernünftiges Master zu besorgen.

Das Bild ist blass und konturlos, zwar relativ störungsfrei, aber höchstens auf besserem VHS-Niveau. Der französische Originalton ist zwar tatsächlich vorhanden, wird aber durch das Fehlen von Untertiteln bedeutungslos.

Ansonsten gibt es ein paar Texttafeln und einen selbstgebastelt wirkenden Trailer, also nicht unbedingt das, was man sich von einer Special Edition erhofft. Wirkliche Alternativen gibt es gerade aber auch nicht, falls sich zum Beispiel Criterion in den Staaten in absehbarer Zeit nicht mal dazu erbarmen sollte, diesen kunstvollen, sehenswerten und sehr europäischen Endzeit-Film in technisch befriedigenderer Form zu veröffentlichen.

Und das mit „erstmals in deutscher Sprache“ ist ebenfalls Blödsinn, denn es gab MALEVIL bereits auf Videokassette, da trug er noch den kaum reißerischen Zusatz „Countdown der Neutronenbombe“.