Die aus dem New Yorker Stadtteil Queens stammenden MAJOR CONFLICT gingen aus der kurzlebigen, dennoch legendären Band URBAN WASTE hervor, deren einzige selbstbetitelte Single für mich immer noch mit zum Besten gehört, was je unter dem Label Hardcore veröffentlicht wurde.
Der ehemalige URBAN WASTE-Sänger Billy Philips - der meines Wissens nach aber vor den Aufnahmen der besagten Single ausstieg - und der Gitarrist Orlandito "Dito" Montiel gründeten 1983 MAJOR CONFLICT.
Nach dem Ende von URBAN WASTE kamen von dort auch der Gitarrist Johnny Waste und der Schlagzeuger John Dancy zu MAJOR CONFLICT, und als Bassist stieg ein gewisser Nick Car ein. In dieser Besetzung nahm man unter schwierigen Umständen - manche Bandmitglieder schienen ihre Anwesenheit im Studio beim Aufnehmen für nicht allzu wichtig zu halten - drei Songs für eine selbstbetitelte 7" auf, die 1983 in einer 500er-Auflage bei Silent Scream Records erschien.
Die erwähnten Schwierigkeiten mit der Zuverlässigkeit einiger Bandmitglieder sowie die ja auch schon zur Auflösung URBAN WASTEs geführten ständigen handfesten Auseinandersetzungen innerhalb der Band und der massive Drogenmissbrauch resultierten im Rausschmiss von Philips, Waste, Darcy und Car.
Angeblich platzte sogar ein Vertrag mit Alternative Tentacles, weil ein Bandmitglied den A&R-Abgesandten etwas unsanft anfasste. Ab da übernahm Dito Montiel zusätzlich den Gesang, als Bassist stieg Mike O'Shea ein und als Schlagzeuger kam Ex-KRAUT Johnny Feedback.
Als Trio nahmen MAJOR CONFLICT noch sechs Songs auf, die aber nie veröffentlicht werden sollten und dann war es auch schon vorbei. Johnny Feedback und Dito gründeten dann Ende der Achtziger mit anderen Ex-KRAUTs die Rockband GUTTERBOY, die es sogar zu einem Album auf Geffen brachte.
Dito versuchte es dann in den Neunzigern als Model für Versace und Calvin Klein und schrieb später seine Jugenderinnerungen für das Buch "A Guide To Recognizing Your Saints" nieder, das in Kürze vom Schauspieler Robert Downey Jr.
als Regisseur mit richtig viel Kohle verfilmt werden soll. Auf "Sounds Like 1983" finden sich neben den drei Songs der 7" auch die sechs Stücke, die MAJOR CONFLICT als Trio einspielten, einige Livetracks aus dem A7 und dem CBGB's sowie ein kurzes Intro und Outro, die einen lautstarken Konflikt innerhalb der Band dokumentieren.
Zwar sind die Sachen auf "Sounds Like 1983" in teils eher bescheidener Soundqualität vertreten, trotzdem kommt die Energie und die Wut der jungen Männer hier gut rüber. Klassischer früher New York Hardcore, wie ihn auch die frühen BEASTIE BOYS, REAGAN YOUTH , THE ABUSED, KRAUT oder eben auch URBAN WASTE spielten, allerdings hatten MAJOR CONFLICT auch einen starken CLASH- und STIFF LITTLE FINGERS-Einfluss.
So pendelten ihre Songs zwischen superschnellem Thrash und eher melodischen Mitgrölhymnen, alles noch ganz weit weg vom später für New York typischen metallischen Geboller von Bands wie CRO-MAGS oder AGNOSTIC FRONT.
Ein wichtiges und grandioses Zeitdokument frühen amerikanischen Hardcores. (10/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und André Bohnensack