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MAGGOT HEART

Mercy Machine

Man tut Linnéa Olsson unrecht, wenn man sie nur auf ihr Gastspiel als Gitarristin bei BEASTMILK und GRAVE PLEASURES („Dreamcrash“, 2015) reduziert, denn die Schwedin war schon zuvor bei SONIC RITUAL aktiv, dann bei der deutschen Doom-Band THE OATH und gründete nach dem Ausstieg bei GRAVE PLEASURES mit MAGGOT HEART ihre eigene Band, die 2017 die EP „City Girls“ veröffentlichte, der 2018 das Album „Dusk To Dusk“ folgte. Mit Schlagzeuger Uno Bruniusson und Bassistin Olivia Airey entstand nun der zweite Longplayer „Mercy Machine“, das seitens des Labels als „rock album about sex, death and the pursuit of freedom“ beschrieben wird. Aufgenommen wurde es Ende Februar 2020 in Stockholm, damit ist es auch eine jener Platten, die kurz vor dem Lockdown entstanden sind. Und ich muss sagen, das Album hat das Zeug zum Hit: Linnéa hat eine markante Stimme, die mit leichter Verzerrung eng in die Musik eingewoben wurde: fordernd und aggressiv, aber auch dunkel und angenehm. Ihr Gitarrenspiel gefällt, man hört hier immer wieder heraus, was GRAVE PLEASURES während ihrer Beteiligung besonders machte, und vor allem hat sie ein echtes Händchen für Songwriting, fast alle Songs sind alleine von ihr, die Texte sowieso. Die kann man nachlesen, sofern man ihre Handschrift entziffern kann – nicht leicht, aber geht und lohnt, denn etwa bei „Lost boys“ erkennt man einen fast schön spöttisch auftretenden feministischen Ansatz. Musikalisch ist „Mercy Machine“, das mit Mitteln der Initiative Musik der Bundesregierung gefördert wurde (offenbar ist Olsson jetzt „echte“ Berlinerin), ein straightes Rock-Album, und wenn ich hier auf GRAVE PLEASURES einerseits – diese dunkle Vibe – und Joan Jett andererseits verweise, ist das wohl klar als dickes Lob erkennbar. Und mit „Sex breath“ ist zudem mindestens ein echter Hit vertreten.