LoFi-Elektropunk mit zwei Gitarren, Beatbox, Bass und fiesem Synthesizer, der eine Ohrwurmmelodie aus dem Sonderangebot nach der anderen raushaut. Klingt verdammt billig, ist es wahrscheinlich auch, hat aber diesen Dreck unter den Fingernägeln, der die Spreu vom Weizen trennt – oder die, die sich die Hände waschen von denen, die halt nicht. Ich bin nicht gleich auf Anhieb warm geworden damit, weil ich verwöhnt bin, aber beim zweiten Durchgang lief es. Für Freunde der französischen Beatbox, die nix kann, außer 08/15, verzerrtem Gesang und Melodien, die man mühsam wieder auseinander friemeln muss. Für Freunde von CUIR zum Beispiel, ist das hier ein elektrisches Fest. Alles schön nah an der Grasnarbe, bloß nicht zu nah an HiFi kommen, einfach mal rausrotzen und mit Content glänzen statt mit Produktion. Erinnert mich ein um das andere Mal an Jay Reatard, der einen Song auch lieber gleich rausgehauen hat, bevor er noch mal „bei“ musste, um irgendwie dran rumzufeilen, bis es scheiße wurde. Asi, dreckig, schwer hitverdächtig, ein bisschen wie Gold waschen oder Bernstein polieren, irgendwann glänzt es. Nach dem vierten Durchgang macht es richtig Spaß. So klangen die Achtziger, jedenfalls für alle, die damals nicht dabei waren oder sich nicht mehr daran erinnern können.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Kalle Stille