THE KINGDOM OF SURVIVAL

M.A. Littler

Es ist leicht zu bekennen, man selbst sei ja „total politisch“, einer Band zu attestieren, sie sei „politisch“, denn konkret sagt man damit nichts aus. Es sind die Inhalte, um die es geht, die Ideen. „Irgendwie links“ ist jeder von uns, doch was soll das bedeuten, wie lässt sich das konkret mit Leben füllen? An der Stelle wird es schwierig, denn ich fürchte, im Alltag sind die wenigsten von uns über Lippenbekenntnisse hinaus aktiv, gar ideologisch sattelfest.

Man engagiert sich hier und da, ist für jenes und gegen dieses, vegan, Mitglied bei verschiedenen Organisationen, geht auch mal auf eine Demo. Was aber steckt wirklich hinter all dem, wie sieht der Überbau aus? Der Filmemacher M.A.

Littler, Amerikaner, aber seit langem in der Frankfurter Gegend wohnhaft, versucht in seinem Reportage-meets-Roadmovie-Film „The Kingdom Of Survival“ zu ergründen, worin mögliche Verbindungen zwischen „survivalism, spirituality, art, radical politics, outlaw culture, alternative media and fringe philosophy“ bestehen.

In acht Interviews geht er den Themenbereichen Gesellschaftsutopien, Kapitalismus, Anarchismus, intellektuelle Selbstverteidigung Religion und Kunst nach, erforscht Überlebensstrategien von US-amerikanischen Intellektuellen in der postmodernen Welt.

In Interviews mit Noam Chomsky, der nicht nur ein bahnbrechender Linguist ist, sondern auch einer wichtigsten Intellektuellen der USA, mit Joe Bagant, Mark Mirabello, Mike Oehler, Bob Meisenbach, Ramsey Kanaan (der einzige „echte“ Punk hier, gründete der doch einst AK Press und war bei POLITICAL ASYLUM), Sasha Lilley und Will Taylor, ergründet Littler dissente Denkweisen und Philosophien, lässt Menschen zu Wort kommen, die anders „ticken“ als der Mainstream.

„The Kingdom Of Survival“ ist ein handlungsarmer Film: zum einen sieht man Littler unterwegs in den USA, mit einem alten Mercedes, zum anderen statische, aber schön gefilmte Interviewsequenzen, im englischen Original, auf Wunsch aber mit deutschem Untertitel.

Man muss schon ein grundsätzliches Interesse an Politik, Geschichte und Gegenbewegungen mitbringen, um diesen Ausführungen folgen zu können, aber man wird nicht überfordert, es geht hier nicht um Theorie-Blabla, sondern um konkrete Überlebensstrategien in kapitalistischen Systemen, die man instinktiv als gescheitert betrachtet.

Bands wie RISE AGAINST, BAD RELIGION oder ANTI-FLAG sollten diesen Film auf ihren Konzerten vorführen, statt einer Vorband, und die DVD verkaufen – das wäre Hirnfutter und weiterführende Information zu dem, was in Texten und Ansagen nur angeteasert wird.

Und vielleicht besteht ja auch eine Chance, dieses unabhängig produzierte Werk mal auf arte zu sehen –die Qualität dafür hat es.