Bei Matador herrscht nach wie vor das deutliche Bemühen vor, möglichst abgedrehte Bands zu signen. Wie eben die LYNNFIELD PIONEERS, die mit einer schrägen Mischung aus Breakbeat-Rhythmen, HipHop-Sprechgesang und frühachtziger bzw.
spätsiebziger Keyboardsounds die Welt verändern wollen. Beinahe ein ähnliches Prinzip wie bei TRANS AM, nur daß mich hier teilweise die HipHop-Einflüsse tierisch nerven. Wenn die nicht wären, gingen hier beide Daumen vorbehaltlos steil nach oben, denn diese Platte hat einen ähnlich mitreißenden Groove wie die bisherigen MAKE UP-Erzeugnisse und liefert gerade gegen Ende einen durchgeknallten psychedelischen DOORS-Sound, der schon ziemlich bemerkenswert ist.
Ich behaupte sogar, daß die LYNNFIELD PIONEERS mit dieser gewagten Mischung noch mal richtig groß rauskommen werden, obwohl sie auf keinen Fall vordergründig trendy sind. TKL.E.S. STITCHESSTAJA98L.E.S.
CD(Ng Records)Obacht, Verwechslungsgefahr: diese STITCHES haben nichts den prügelsüchtigen Gitarrenschwingern aus L.A. zu tun, deshalb auch der Zusatz "L.E.S.", der für LOWER EAST SIDE steht.
Damit ist auch alles zur Herkunft der Burschen gesagt - richtig geraten, Manhattan. Und mit gewissen Parallelen zu den grossen DEVIL DOGS, die man bei ihrem ersten Album konstatieren muss, ist auch klar, dass sie so in der Tradition New Yorker Punkbands der Siebziger stehen.
Ganz so asskicking wie ELECTRIC FRANKENSTEIN sind sie zwar nicht, dafür gehen sie etwas flotter zur Sache, und somit ist ihr Debüt eine ziemlich runde Sache. Ach ja, Curtis Stitch, der Mann an der Gitarre, war früher bei den RADICTS, eine der unterschätztesten New Yorker Punk-Bands der frühen Neunziger.