B-MOVIE

Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989

Wer alt genug ist, Berlin noch vor dem Mauerfall erlebt zu haben, wird bei diesem Film krasse Déjà-vu-Erfahrungen haben: die Hoppelfahrten über die aus Betonplatten bestehenden Transitstrecken von Westdeutschland durch die DDR, die unfreundlichen Vopos in ihren Plastikuniformen, und dann nach Stunden grauer Sozialismuswüste endlich die rettende Insel, die halbe Stadt, ohne Sperrstunde, dreckig und hässlich zwar, so dass man nach einem Tag schon schwarze Nasenpopel hatte, aber auch eine Dauer-Partyzone in den entsprechenden Ecken von Kreuzberg und Schöneberg.

Genau das beschreibt der Brite Mark Reeder als Erzähler und Hauptdarsteller in diesem Film mittels jeder Menge sorgsam und treffsicher ausgesuchter historischer Film- und Fotoaufnahmen, sowohl von der Stadt selbst als auch von ihren subkulturellen Bewohnern.

Jörg Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange als Regisseure erzählen Reeders Geschichte des Berliner Undergrounds von den frühen Achtzigern bis nach dem Fall der Mauer. Den in Manchester aufgewachsenen und punksozialisierten Reeder zog es aus der kaputten, deprimierenden Industriestadt im Norden Englands ins zwar auch kaputte West-Berlin, das aber für Reeder in subkultureller Hinsicht wesentlich spannender war.

Dort blieb der schmächtige Anfangzwanziger (Reeder ist Jahrgang 1958) hängen, freundete sich mit MALARIA! an, gründete mit SHARK VEGAS eine Band, arbeitete für DIE TOTEN HOSEN, unterstützte den Kampf des Wahren Heino gegen den echten Heino und wurde später, als die Mauer gefallen war, als Besitzer des Trance-Labels MFS erfolgreich – aber das ist eine andere, hier nicht erzählte Geschichte.

„B-Movie“ ist ein charmanter, augenzwinkernder Zwitter aus Docu- und Mockumentary.