Bureau B hat sich in den letzten Jahren nicht nur um zahlreiche Wiederveröffentlichungen aus den Bereichen Krautrock und „wahrer“ NDW verdient gemacht, sondern hat auch ein gutes Händchen für aktuelle Retro-Krautrock-Bands wie etwa die Berliner CAMERA. „Nicht nicht“ ist das Debütalbum des Hamburger Trios LOVE-SONGS (zuvor erschien 2018 eine 12“ namens „Inselbegabung“ auf Kame House), deren Name erst mal komische Assoziationen auslöst. Die musikalischen Assoziationen sind hingegen deutlich positiver, denn das stoische, hochkonzentrierte Rhythmik-Gerüst erinnert an KREIDLER und deren reduziertes analoges Verständnis von Techno, zumal auch LOVE-SONGS auf Gitarren verzichten. Eine gewisse Nähe zum Electropunk der Achtziger-Jahre-DAF ist bei LOVE-SONGS ebenfalls spürbar, auch wenn diese tempomäßig deutlich gedrosselter und krautrockiger sind und dabei dem Ideal der kosmischen Musik auf der Spur sind. Dadurch bekommt „Nicht nicht“ ein ziemlich meditative Drone-artige Note, denn die sieben Stücke scheinen immer stärker miteinander zu verschmelzen und bilden eine groovende Einheit aus Bass, Schlagzeug und elektronischen Klängen. Mit LOVE-SONGS haben KREIDLER in dieser Hinsicht definitiv ernsthafte Konkurrenz bekommen. Auf jeden Fall handelt es sich um soundtechnische Geistesverwandte, mit dennoch gut unterscheidbaren individuellen Ansätzen, was sich etwa bei den Jazz-Einflüssen der Hamburger zeigt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Thomas Kerpen