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LOLA RENNT

Im Allgemeinen bin ich kein großer Fan des Schaffens von Tom Tykwer (der zuletzt bei der Serie „Babylon Berlin“ Regie führte) und Franka Potente, die schon lange in nichts mehr mitgespielt hat, was mich irgendwie interessiert hätte. Aber ihre Zusammenarbeit bei „Lola rennt“, Tykwers drittem Kinofilm ist vielleicht das Beste, was dem deutschen Film in den Neunzigern passieren konnte, der in den Regel zu verkopft war oder unerträglich kommerziell, dazwischen war nicht viel. Auf jeden Fall war der mit zahlreichen Preisen bedachte Film auch im Ausland äußerst erfolgreich und ist seitdem fest in der Popkultur verankert, bis hin zu einer Opern-Version und einem Bollywood-Remake. Lola rennt und rennt und rennt ... Aktuell gab es auch eine Neuauflage auf Blu-ray und DVD mit dem bereits bekannten Bonusmaterial, die mir noch mal die Gelegenheit gibt, meine damalige positive Bewertung des Films zu überprüfen, in dem sich zahlreiche bekannte Gesichter des neueren deutschen Films wie Armin Rohde tummeln. Als Partner von Potente ist hier Moritz Bleibtreu zu sehen, deren weitere Karriere durch „Lola rennt“ ordentlich angeschoben wurde. Gleich zu Beginn ist die wundervolle Erzählerstimme von Hans Paetsch zu hören, dem „Märchenonkel der Nation“, danach arbeitet sich Tykwer am sogenannten Schmetterlingseffekt ab und lässt Potente dreimal dieselbe Situation mit leichten Änderungen der Anfangsbedingungen durchleben, die in Berlin versuchen muss, ihrem Freund den Arsch zu retten, der 100.000 Mark verloren hat, die er eigentlich bei einem Hehler abliefern sollte. Sonderlich plausibel ist „Lola rennt“ zwar nicht, aber immer noch originell und temporeich, mit der richtigen Mischung aus Drama, Action und Komödie. Tykwer peppte seine energetische und auch formal innovative Kleinkriminellen-Lovestory zusätzlich mit ordentlich Techno-Lebensgefühl auf und dezenten Tarantino-Einflüssen.