Anfang 2000er Jahre wurde es hart: Die allerneuesten Trendvorgaben veränderten meine Anlaufhäfen zum sexistischen, homophoben Widerling (D-Rap) beziehungsweise zur inhaltsfreien, versoffenen Parodie (Crust) und sowieso war alles zum Davonlaufen! Glücklicherweise konnte aus New York ein neuer Sound vernommen werden, welcher dem großen Frust einen dicken Stinkefinger entgegenzustrecken vermochte.
Während meiner ganzen Irokesenjahre hat sich Punk niemals so unmittelbar und zeitgemäß angefühlt wie in den Noughties und nie hätte ich gedacht, ob dieser Zeit jemals nostalgisch zu werden – aber mittlerweile wird der Beginn des so genannten Post-Punk-Revivals sogar auf 600 Seiten nacherzählt: Die späteren Bands kommen in Goodmans Oral History ebenfalls zu Wort – jedoch dreht sich der größte Teil des Buchs um die Wegbereiter YEAH YEAH YEAHS, THE STROKES und INTERPOL und um DFA Records-Dancepunk.
Wir besuchen wüste Clubs mit iPod-DJs, sehen vom Loft-Fenster aus Flugzeuge in Türme fliegen, erfahren die Stimmung nach 9/11 und werden Zeuge vom Untergang der Musikindustrie, währenddem das Internet immer schneller läuft.
Privates wird detailliert erzählt – spannender als die Fick- und Drogengeschichten ist jedoch nachzulesen, wie eine abgewrackte Stadt gesäubert und auf Hochglanz poliert wird. War die dokumentierte Zeit auch wichtig, McNeils/McCains Standardwerk „Please Kill Me“ über das New York von 1967 bis1980 hier ein ebenbürtiges Buch gegenüberstellen zu wollen, ist genauso lächerlich wie die ganze Szene an sich.
Aber alleine für die Anekdote mit den STROKES im Bett lohnt sich schon der Lesespaß.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Benedikt "Lepra" Gfeller