Es gab eine Zeit, wo ich 16 HORSEPOWER als Band sehr geschätzt habe und sie für eine echte Offenbarung im Singer/Songwriter-Bereich hielt, vor allem ihre 2001er Live-Platte "Hoarse", wobei die Aufnahmen selbst von 1998 stammten.
Doch irgendwann wurde mir die penetrante Beweihräucherung von deren Kopf David Eugene Edwards echt zu viel, dessen Ausdrucksspektrum letztendlich erstaunlich beschränkt war, erschwerend kamen seine Bibel-Lyrik und das Märtyrer-Gehabe hinzu.
16 HORSEPOWER sind inzwischen Geschichte, Edwards ist in anderen Projekten weiterhin aktiv, mein Interesse dafür ist schon seit längerem erlahmt. Quasi als verspätetes Abschiedsgeschenk für die Fans gibt es jetzt diese opulente Live-Doppel-CD mit 18 Tracks.
Meine Abneigung gegen Edwards scheint sich inzwischen aber so verfestigt zu haben, dass sich beim fünften Song immer noch nichts von der alten Magie bemerkbar macht und ich eher mal gelangweilt die Trackliste durchschaue, um zu sehen, was sonst noch kommt.
Und tatsächlich, bei Nr. 6, "Clogger", rocken 16 HORSEPOWER endlich mal richtig, dagegen kommt auch Edwards' gequältes Gequengel nicht mehr an. Dummerweise folgt darauf wieder eine leiernde Depri-Nummer, und man hat sowieso das Gefühl, als ob man hier einem tempomäßig arg gedrosselten und wenig druckvollen Gig beiwohnen würde.
Und so bleibt CD 1 bis auf "Clogger" eine wenig mitreißende Angelegenheit, selbst "American wheeze", das auch "Hoarse" einleitete, wirkt nur begrenzt überzeugend. Auf CD 2 geht es mit "Burning bush", "Splinters" und "Silver saddle" vom 2000er Album "Secret South" ähnlich schleppend weiter, denn was eigentlich kraftvoll klingen sollte, wirkt breiig und zusammengefallen.
Auf "Hoarse" hatten 16 HORSEPOWER mit brillanten Coverversionen von CCRs "Bad moon rising", "Day of the lords" von JOY DIVISION und "Fire spirit" von GUN CLUB quasi die Koordinaten ihres dunklen Pathos-Countryrocks gekonnt abgesteckt, hier gibt es mit "24 hours" die Coverversion eines anderen JOY DIVISION-Tracks, einer meiner Lieblingssongs dieser Band, und den setzen 16 HORSEPOWER diesmal gnadenlos in den Sand, indem sie ihn seiner großartigen Dynamik berauben, diese Version braucht wirklich kein Mensch.
Und auch "Live March 2001" ist keine Live-Platte, die unbedingt notwendig wäre, weil sie einem etwas wirklich Bahnbrechendes liefern würde, und dürfte damit insgesamt ein Fall für 16 HORSEPOWER-Fans bleiben, die ihren heimischen Bandschrein vervollständigen wollen.
Mich hat diese Platte nur meiner letzten Illusionen bezüglich der Brillanz dieser Band beraubt. (4)
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