POGUES

Live At Town And Country London DVD

In weiten Teilen ist diese DVD eine Mogelpackung. Das fängt mit dem Cover an, suggerieren die Bilder doch, es handele sich um ein neueres Konzert, weil das Frontbild des Originalvideos durch ein aktuelleres Live-Bild von Shane MacGowan ersetzt wurde und keinerlei konkrete Angaben zum Entstehungsdatum zu finden sind.

Fakt wäre März 1988, so aber wird der Eindruck vermittelt, es könnte sich um ein Reunion-Konzert handeln. Auf der Rückseite weitere neue Bilder, unter anderem auch eines von Joe Strummer zu Zeiten der MESACALEROS, anstelle des noch relativ jungen Strummer, der zwischen den Songs backstage zu Worte kommt und schließlich mit der Band "London calling" intoniert.

Info und Cover verlautbaren, dieser Song zähle zu den großen Erfolgen der POGUES und habe sie weltberühmt gemacht. Ach ja?! Ganz ärgerlich wird es, wenn man sich das Konzert ansieht. Ich bin im Besitz der VHS-Version, und was hier für die DVD irgendwer am Sound verbrochen hat, ist schon eine Frechheit.

Es kommt mir vor, als wäre das Material nachträglich im Studio neu aufgenommen worden. Die Musiker agieren auf der Bühne, wie sie es seinerzeit taten, wild, energetisch und nicht vergleichbar mit anderen Bands.

Die dazu auf der Tonspur vorhandene Musik scheint nicht zu diesem Bild zu passen, so weich wurde hier der Sound remastert. Sowieso schwierig, ein Konzert dieser Ausnahmeband auf Video zu bannen, weil der Funke niemals so überspringen kann wie bei einem Live-Konzert.

Aber unter diesen Voraussetzungen geht das überhaupt nicht. Um das noch mal klar zu stellen, der Sound ist glasklar, wirkt daher aber unnatürlich für ein Live-Konzert und ist so gemischt, dass die Vielfältigkeit der Instrumentierung auf der Strecke bleibt.

Hier kann sich keiner, der nie die Gelegenheit hatte, die Band live zu erleben, ein angemessenes Bild machen und alle, die dieses Vergnügen hatten, werden hoffnungslos enttäuscht. Als Zusatzmaterial gibt es die 55-minütige Doku "Completely Pogued", die zumindest teilweise mit sehenswertem Archivschnipseln aufwartet.

Größtenteils handelt es sich jedoch um Interviewparts, und da keine Untertitel enthalten sind, fällt es relativ schwer, dem zu folgen. Das wohl wirklich Sehenswerteste ist ein TV-Auftritt mit dem Song "Sally MacLellan", bei dem Shane tatsächlich (falsche) Zähne im Mund hat und keine verfaulten Ruinen.

Wahrscheinlich haben die selben TV-Bosse, die das zu verantworten haben, diese DVD produzieren lassen.