Live-Platten umweht ja immer der Ruch von latent redundanter Resteverwertung, aber speziell die frühe Punk-Szene betreffend haben sie ihre Berechtigung, war Studiozeit damals doch sehr teuer und den wenigsten Bands gelang es, ihr Schaffen so „offiziell“ festzuhalten. Entsprechend sind Live-Aufnahmen oft die umfassenderen Dokumente des Schaffens einer Band. Auch NO ALTERNATIVE aus San Francisco sind (!) so ein Fall (Stand Frühsommer 2023 sind sie noch aktiv): Zeit ihres Bestehens von 1978 bis 1982 veröffentlichten sie einen Song auf dem „SF Underground“-Sampler und eine EP, beide auf Subterranean Records, und auf der Maximum Rocknroll-Compilation „Not So Quiet On The Western Front“ gab es mit „Dead men tell no lies“ einen weiteren Song. Auf den beiden nahezu deckungsgleichen Werkschau-CDs „Johnny Got His Gun ’78-’82“ und „Nights In S.F.“ von 1999 respektive 2003 fand sich das bekannte Material, aus der späteren Phase ab 1989 gibt es auch Aufnahmen. Kopf der Band ist bis heute Hugh Patterson aka Johnny Genocide (ein Hoch auf coole Punk-Namen!), auch Greg Langston aus der Ur-Besetzung ist noch dabei. Patterson war zuvor schon bei KGB und THE OFFS gewesen, sie waren Zeitgenossen von DEAD KENNEDYS, TUXEDOMOON, CRIME, AVENGERS und all den anderen Bands, die Punk in der Bay Area prägten. Am 7. November 1980 spielten NO ALTERNATIVE im Mabuhay Gardens und Terry Hammer, der Mann am Mischpult, schaffte es, die Band in wirklich solider Qualität auf Band zu bannen, so dass hier zwar nicht viel an Publikumsreaktionen eingefangen wurde, aber Songs wie „Dying in the U.S.A.“, „The good die young“, „Right to die“, „Damned to hell“ oder „Life of suicide“ (alles Zeugnisse einer sehr positiven Weltsicht ...) knallen echt ordentlich. On top gibt es noch die beiden bis dato unveröffentlichten Studioaufnahmen „Witch doctor“ (1980) und „Working class boy“ (1982). Im CD-Booklet gibt es alte Fotos und Linernotes sowie eine Bandbio von Greg Langston.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #169 August/September 2023 und Joachim Hiller