Der kanadischen Singer/Songwriterin Lindi Ortega gelingt auf ihrem siebten Album „Liberty“ (wieder) der große Wurf. Diesmal hat die Country-Spezialistin ihr Lasso weit ausgeworfen, und ich staune darüber, was alles in der Schlinge steckt: Spaghettiwestern, Quentin Tarantino-Soundtrack, Gene Autrys Westernromantik, CRAMPS-LoFi-SciFi-Charme und Nick Caves „Tupelo“-Stimmung.
Sehr gelungen ist auch die Hank Williams-Reminiszenz („I’m so lonesome I could cry“) in dem Song „Til my dyin’ day“ mit dem Refrain „I’ll be cryin’ until my dyin’ day“. Aufgelockert wird diese wunderbare Schwermut nur durch rockende Songs wie „Comeback kid“ – natürlich mit der obligatorischen Twang-Gitarre.
Stimmlich liegt Lindi Ortega bei den ganz großen Countrystars wie Dolly Parton und Emmylou Harris. Selbst glatte Country-Balladen wie „Lovers in love“ gehen hier durch, besonders wenn im Anschluss daran mit schwermütigen Klängen wieder die dunkle Seite der Seele beschworen wird.
Ach so, Lindi Ortegas mexikanische Wurzeln kommen auch zum Vorschein mit Mariachi-Klängen und spanischsprachigem Gesang.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Kay Werner