NITS

Les Nuits CD

Mit "1974" hatte ich vor gar nicht so langer Zeit ein neues Album dieser altgedienten holländischen Band in der Fingern gehabt, die in den 80ern mit "In the Dutch mountains" wohl ihren größten Hit hatten, darüber hinaus ist der Stellenwert dieser Band gar nicht so leicht zu definieren.

Mit "Les Nuits" gibt es knapp drei Jahre nach "1974" ein neues Studioalbum der Holländer, die hier überwiegend sehr ruhige Songs eingespielt haben, weshalb man die Platte im ersten Moment etwas unterschätzen kann.

Der Pathos der WATERBOYS trifft hier auf ein BEATLES-eskes Songwriting, wobei das auf denkbar subtilste Weise geschieht. Ein Popalbum, das sich den gängigen Konventionen des Popbetriebs entzieht, was man ja zum Beispiel auch von TALK TALK kennt.

Das herausragendste Stück dürfte hierbei das euphorische "The keyshop (war and peace)" sein, eine Verarbeitung des Mordes an dem Filmemacher Theo Van Gogh, was fast etwas wie die TRAVELLING WILBURYS klingt, nur weniger albern, und eventuell ein Widerspruch zum ernsten Thema des Songs sein könnte.

Ebenso großartig ist das orchestral anschwellende "The hole", wo selbst ein John Lennon noch blass werden würde. Sehr schön auch, dass man immer noch spüren kann, dass die NITS ja Weggefährten der TALKING HEADS, XTC oder Elvis Costello waren - 1978 nahmen sie ihr erstes Album auf, aber existieren eigentlich schon seit 1974 - und ihnen nach gut 30-jähriger Bandgeschichte eine überzeugende Mischung aus dezent kommerziellen Klängen, was die grundsätzlichen Popqualitäten ihrer Songs betrifft, und erstaunlich experimenteller Ansätze gelang, auch in Bezug auf die immer wieder überraschende Instrumentierung der Platte.

Auch wenn wieder kein "In the Dutch mountains" auf "Les Nuits" ist, ist die Platte dafür eine sehr homogene Angelegenheit, die allerdings einige Male gehört werden muss, um sie wirklich schätzen zu können.

(08/10)