In der zweiten Staffel der Serie „True Detective“ spielte in einer schummrigen Bar mehrmals eine ziemlich abgefuckte Frau solo mit E-Gitarre unheimliche und schöne Lieder, dich mich völlig verstörten.
Es war die Musikerin Lera Lynn aus Nashville, die alle Songs selbst geschrieben hatte. Sie nannte ihre Musik „Alternative Post Americana“. Ich verbrachte einen ganzen Abend vor YouTube und sah eine absolut vielfältige Künstlerin, super Studio-Sessions und völlig abgefahrene Videos.
Auf den ersten beiden LPs „Have You Met Lera Lynn“ (2011) und „The Avenues“ (2014) zeigte sie vor allem ihre Wurzeln – Bluegrass und Folk. Mit „Resistor“ (2016) machte sie einen Sprung in härtere, rockigere Gefilde.
Nun erscheint von ihr ein „Duett-Album“. Jedes Lied singt sie mit anderen Musikern aus der Sparte Americana und Singer/ Songwriter -– bis hin zum Grammy-Gewinner für Alternative Country. Alle Songs sind aufs Notwendigste reduziert und rein akustisch und es ist erstaunlich, wie sich die Musiker*innen mit Lera Lynn ergänzen.
Ebenso reduziert ist das wunderschöne Coverartwork, das Lera Lynn selbst gestaltet hat und ihre Liebe zum Detail, wenn nicht gar ihren Perfektionismus, ausdrückt. Lera Lynn hat ein wunderbares Album geschrieben, das nie ins rein Melodiöse abdriftet, sondern immer wieder Breaks hat, die – positiv – verstören, musikalisch wie textlich.
Hier sucht eine Frau nicht den Erfolg – sie verweigert sich ihm. Und wird somit nie massenkompatibel werden. Und das ist gut so.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Roman Eisner
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Roman Eisner