„Er war ein lebendiges Klischee – der alte Hippietyp, der es schon in den Sechzigerjahren nicht geschafft hatte und trotzdem darauf bestand, ungeladen zur Party zu erscheinen [...]“ steht hier über den Leonard Cohen der Achtzigerjahre geschrieben.
Da war der Kanadier schon 20 Jahre im Musikgeschäft, in das er erst 1967 geriet, weit über 30 Jahre alt, nachdem er schon ein Jahrzehnt als Lyriker und Romanautor tätig war. Dieser frühen, Cohens Entwicklung wie sein späteres musikalisches Werk prägenden Zeit gibt der Waliser Anthony Reynolds, selbst Musiker, Schriftsteller und Journalist, in seiner Biografie viel Raum, bevor er sich Cohens Höhen und Tiefen durchlaufende Karriere als Sänger und Songschreiber widmet, teils detailreich die jeweiligen Studioaufnahmen und Tourneen analysierend, teils unter zwischenmenschlichen Aspekten betrachtet.
Reynolds hat Wegbegleiter des fast 80-jährigen Cohen und auch ihn selbst für sein Buch interviewt, das sich wegen Reynolds lebendigen, dennoch zurückhaltenden, Schreibstils fast wie ein Roman liest; die Interviewaussagen treiben die „Handlung“ voran, statt bloße Zitate zu sein.
So konnte Reynolds seiner respektvollen, aber kritischen Erzählung des Lebens des oft widersprüchlichen, undurchsichtigen und ewig suchenden Cohen Spannung verleihen, denn so ruhig wie dessen Musik scheint auch seine Geschichte; trotz Alkohol, Drogen und wechselnder Beziehungen sucht man Aufsehenerregendes bei Cohen so vergeblich wie intensive, dafür kurzfristige Erfolge.
Es ist die Beständigkeit, das Talent als Songschreiber, die Cohen zu einer Konstante in der Musikgeschichte gemacht haben. Insofern findet sich in dieser deutschen Übersetzung auch nur ein Schnitzer: für das „remarkable“ im Titel wäre „bemerkenswert“ passender gewesen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Joachim Hiller
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