Wie machen PILLOW QUEENS das nur? Ruhige Musik fand ich immer schon langweilig, nur bei denen nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Band aus Irland zwar sanfte Töne anschlägt und alles auf makellose Harmonien setzt, aber niemals weinerlich wird. Offensichtlich haben die genauso wenig Lust wie ich auf nerviges Rumgejammere darüber, wie sehr einem das Herz gebrochen wurde. PILLOW QUEENS zeigen sich auf ihrem zweiten Album verletzlich, aber nicht selbstmitleidig, sondern erwachsen, stolz und stark. Dadurch wirkt „Leave The Light On“ wie der logische Nachfolger von „In Waiting“. Nicht mal die Songlaufzeiten haben mich gestört, dabei sind es bei der Hälfte der Stücke fast fünf Minuten. Das erreichen die Irinnen durch ihre gewohnt kraftvollen und schönen Lyrics, zum Beispiel in „Well kept wife“. Die Stimmen von Sarah Corcoran and Pamela Connolly schweben geradezu durch die Trackliste und verleihen der Platte in Kombination mit dem wummernden Bass eine wahnsinnige emotionale Tiefe. Ab und zu verlassen PILLOW QUEENS das harmonische Terrain („Historian“) und zeigen dabei einige ihrer stärksten Momente. Diese dissonanten Fetzen sind sehr bewusst platziert und können so ihre Wirkung inmitten der Harmonien entfalten. Hier wusste jemand ganz genau, wie man es richtig macht. In ihrer Heimat sind die vier schon richtig wer; Zeit, dass sie hier ähnliche Erfolge feiern.
© by - Ausgabe # und 18. Mai 2022
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Julia Segantini
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Julia Segantini
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Julia Segantini