Endlich, das Warten hat ein Ende. Scheiße, Phrase. Aber wie sonst soll man seiner Erleichterung Ausdruck verleihen? Jahre hat´s gedauert, bis sich wenigstens Maynard James Keenan mal wieder zu Wort gemeldet hat und im letzten Jahr mit A PERFECT CIRCLE ein wenig angedeutet hat, was man vielleicht in Zukunft von TOOL hatte erwarten können.
Der Erfolg Ersterer wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass nun auch der ansonsten medienscheue Vierer die Aufmerksamkeit bekommt, die er schon immer verdient hat. (TOOL werden in Deutschland auf ihrer Tour Riesenhallen füllen, wie z.B.
die Arena in Oberhausen, während sie früher Wert darauf gelegt haben, vor dem Konzert nicht einmal von den Fans erkannt zu werden.) Natürlich ist der musikalische Vergleich der beiden Bands nicht ganz richtig.
A PERFECT CIRCLE waren aufwendig produziert und vergleichsweise poppig. TOOL sind anders. TOOL sind steriler, sperriger, man möchte fast sagen: feindseliger. "Lateralus" läuft drohend und grollend an wie ein Gewitter, ist ein fast achtzigminütiges, düsteres, gewaltiges Monumentalwerk, und Keenans Stimme schwebt erhaben über allem.
TOOL-Fans waren und sind geduldige Zuhörer. Beim ersten Hören erscheint das Album wie ein Konzeptalbum in einem Guß, und es braucht schon mehr als einen Durchgang, bis man sich in die verquere Rhythmik der verschachtelten Songs, die zudem beinahe alle ineinander übergehen, hineingehört hat.
Das wieder mal extravagante Artwork paßt hervorragend zur Musik, wahrscheinlich nicht ganz von Ungefähr. Das Heft ist durchsichtig, und mit jeder Seite, die man umblättert, nimmt man einem hautlosen Menschen eine weitere Schicht weg, bis am Ende nichts übrigbleibt als ein mystisches Zeichen.
Mit anderen Worten: Auf den Hörer wartet viel Arbeit, eine Reihe von Erkenntnissen, und am Ende steht man ratlos vor dem Ergebnis. Wißt ihr was? Ich kann euch hier viel erzählen, eigentlich muß man "Lateralus" selbst gehört haben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #43 Juni/Juli/August 2001 und Christian Maiwald