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LAST NIGHT IN SOHO

Der Brite Edgar Wright erlangte Mitte der 2000er Jahre durch seine Zusammenarbeit mit Simon Pegg und Nick Frost größere Bekanntheit, mit denen er die Zombie-Komödie „Shaun Of The Dead“ (2004) und die Action-Parodie „Hot Fuzz“ (2007) drehte. Auch seine Comic-Verfilmung „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ besitzt noch viel Charme, 2017 landete Wright mit „Baby Driver“ dann in den Niederungen des Mainstream-Kinos. Sein neuer Film „Last Night In Soho“ (2021 drehte er auch eine Dokumentation über die SPARKS) knüpft ebenfalls nicht an seine frühere Zusammenarbeit mit Pegg und Frost an, sondern ist ein um psychologischen Tiefgang bemühtes alptraumhaftes Horror-Märchen. Die größte Enttäuschung dabei ist, dass es sich mal wieder nur um eine Geistergeschichte handelt, in der die keine Ruhe findenden Toten die Hauptdarstellerin heimsuchen, die Neuseeländerin Thomasin McKenzie, die eine echte Entdeckung ist. Aber auch die kommt nur schwer gegen die Präsenz der im letzten Jahr verstorbenen Diana Rigg in ihrer letzten Rolle an. Wright hat auch noch andere britische Schauspielveteran:innen in petto wie Terence Stamp, Rita Tushingham oder Father Teds Haushälterin Pauline McLynn. Dass ich „Last Night in Soho“ trotz seiner inhaltlich etwas durchwachsenen Geistergeschichte mit Jack the Ripper-Motiven sogar ein zweites Mal mit großem Vergnügen anschauen konnte, liegt an Wrights originellem Umgang mit diesem Genre, dem überraschenden Schluss und der generell gelungenen visuellen Umsetzung, bei der auch Dario Argentos „Suspiria“ seine Spuren hinterlassen hat. Wrights durch den Selbstmord der Mutter traumatisierte Hauptfigur, die in London Modedesignerin werden will, entpuppt sich dabei als eine Art Alice hinter den Spiegeln, die dort die düstere Seite der Swinging Sixties mit brutalen Zuhältern und schmierigen Freiern erlebt.