LANGHORNE SLIM

When The Sun's Gone Down CD

Der junge, unschuldig dreinblickende Bursche, der mich skeptisch vom Cover anschaut, hat das Zeug zum Star, Quatsch, der Mann ist ein Star, wenngleich ich mir sicher bin, dass die Welt noch nicht unbedingt dafür bereit ist.

"When The Sun's Gone Down" ist Bluegrass, ziemlich eindeutig sogar, und dass es sich dabei gerade in unseren Breiten nicht unbedingt um die allerpopulärste Musikrichtung handelt ist selbst mir klar.

Aber das ist trotzdem mehr. Es ist wild, auch wenn es mal langsamer ist, es ist schräg, ohne dilettantisch zu sein, es ist junger Tom Waits ohne dessen Stimme und ohne Jazz. Country-Trash, Rock'n'Roll, Blues und bei "Hope and fullfillment" klingt es sogar mal nach alten POGUES.

Es ist auch auf alle Fälle Punk, viel mehr als so mancher, der es auf der Fahne stehen hat. Es ist, um es auf den Punkt zu bringen, genial. Langhorne Slim straft die Aussage lügen, dass es von Vorteil ist, wenn ein Sänger singen kann oder gar eine gute Stimme hat.

Es reicht allemal aus, wenn er singen will, wenn er dermaßen den Blues und Rhythmus in sich hat, dass alles andere zur vollkommenen Belanglosigkeit erklärt wird. Da darf man auch ruhig mal, "Oh lord" rufen, wahrscheinlich muss man es sogar.

Wer will Slim das verwehren? Er gibt schließlich einfach alles, und das gilt nicht nur für den Gesang, sondern auch für sein Gitarrenspiel. Die begleitende Band macht es ihm gleich, besonders hervorzuheben wäre vor allem Charles Buttler am Banjo.

Wer braucht da Stromgitarren, wenn er solche Begleiter in der Band hat? Soviel Spaß habe ich lange schon nicht mehr bei einer CD gehabt. Hinzu kam, dass dieser sich von Song zu Song steigerte.

Oft höre ich gute Platten, die sehr groß anfangen, noch den ein oder anderen versteckten Hit bereit halten, die aber je weiter das Zählwerk voranschreitet, an Energie, oder Spielfreude oder einfach an guten Songs sparen, sich im besten Fall noch einen Knaller für den Schluss aufbewahren, damit es nicht so auffällt, dass es eigentlich auch eine 5-Track-EP getan hätte.

Hier keine Spur davon. Da hätten nach den fünfzehn Stücken noch mal so viele kommen können und es wäre mit Sicherheit keinen Deut schlechter geworden. Wenn Slim zum Schluss singt "I love to dance", dann weiß ich genau, wie er tanzen würde.

Mit Sicherheit nicht anmutig, aber so, dass alle Anwesenden hinsehen, auch diejenigen, die sich denken würden, ob der Mann dort auf der Bühne einfach nur was an der Klatsche hat. (35:56) (10/10)