Ein großes deutsches Musikmagazin ließ sich unlängst dazu hinreißen, die 2004 gegründeten LA DISPUTE aus Grand Rapids, Michigan mittels einer Titelstory als „Die Zukunft des Hardcore“ abzufeiern. Nun behaupte ich nicht, dass jenem Heft mehr oder weniger Deutungshoheit in Sachen Punk oder Hardcore zusteht als dem Ox oder irgendeiner anderen Publikation, doch zumindest ein Fragezeichen am Ende des Satzes hätte die journalistische Vorsicht geboten.
Denn, und diese Aussage muss ich in aller Klarheit machen und sehe mich dabei durch diverse Gespräche über diese Band bestätigt: LA DISPUTE und ihr zweites Album „Wildlife“ sind mitnichten „die“ Zukunft des Hardcore.
Die 14 Songs, die es ohne Tricks auf beinahe eine Stunde Spielzeit bringen, sind intensiver – ja, so weit würde ich gehen – Post-Hardcore, denn die Instrumentalsektion bleibt meist im Bereich ruhigerer Indierock-Nummern, nur gelegentlich kommt es zu lärmigen Ausbrüchen.
Dominiert werden die Stücke allesamt durch den auf Dauer monotonen Sprechgesang von Frontmann Jordan Dreyer, der durchaus mit viel Emotion intoniert, aber man fühlt sich immer wieder motiviert, ihm zurufen zu wollen: „Junge, geh doch mal aus dir raus, heul nicht nur so rum!“.
Ein prinzipiell gutes Album also, das aber definitiv zu lang und zu eindimensional ist. Was immer die Zukunft des Hardcore sein wird, wird die Zukunft erweisen – der Hype-Versuch eines sonst oft genug nicht stilsicheren Magazins, das zudem dieses Album als Gratisbeilage verbreitete, läuft da völlig ins Leere.
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