LA CARNE - FLEISCH

DAS GROSSE FRESSEN von 1973 ist und bleibt Marco Ferreris bester Film, und LA CARNE stellt noch mal einen schwachen, späten Versuch dar, an dessen Provokationspotential heranzukommen. Darin gerät ein frustrierter, neurotischer Barpianist eines Abends an eine rothaarige Schönheit, die direkt einem Russ Meyer-Film entsprungen zu sein scheint.

Er zieht sich von Frau, Kindern und Job zurück und begibt sich mit der Dame in das selbstgewählte Exil seines Strandhauses, um ausgiebig fleischlichen Gelüsten zu frönen. Von hocherotischem Skandalfilm ist hier die Rede, aber LA CARNE entpuppt sich doch eher als lachhafte Farce auf Russ Meyer-Niveau, wo Ferreri mit äußerst platter Symbolik hantiert und dessen vermeintlich existentialistische Fragestellung in einem pseudo-schockierenden Ende mit Mord und Kannibalismus gipfelt.

Einen gewissen Unterhaltungswert will man LA CARNE dabei noch nicht mal absprechen, vor allem hinsichtlich der Szene, als Francesca den Barpianisten mit einem seltsamen Tantra-Spezialgriff zur völligen Unbeweglichkeit verdammt und ihm dafür eine Dauererektion beschert, was sie dann ausgiebig auszunutzen weiß.

Aber wie gesagt, richtig ernst nehmen kann man Ferreris Film nie, der höchstens irgendwelche zartbesaiteten Programmkinobesucher schockieren könnte. Die Spezialisten der TV Spielfilm bemängelten hier aber eher Bild- und Tonqualität, nicht zu Unrecht, und das Vollbildformat, da der Film angeblich in Cinemascope gedreht worden sei, wofür ich allerdings keinerlei Verdachtsmomente finden kann – schön wäre es natürlich nicht.