„Inspektor gibt’s kan“, ein Satz, der in gewisser Weise Fernsehgeschichte geschrieben hat, handelt es sich doch um einen der Running Gags aus Helmut Zenkers und Peter Patzaks brillanter, anarchischer Krimiparodie „Kottan ermittelt“, die es auf insgesamt 19 Folgen brachte, die ersten um die 90 Minuten lang, später dann auf 60 Minuten reduziert.
Bereits 1974 schrieb Helmut Zenker die erste Kottan-Geschichte, aus der dann zuerst ein Hörspiel wurde. „Inspektor gibt’s kan“ übrigens deshalb, weil es in der österreichischen Polizei die Rangbezeichnung Inspektor nicht gibt, denn „Kottan ermittelt“ in Wien und ein wichtiger Bestandteil des Humors der Serie ist der spezielle Wiener Dialekt oder Wiener Schmäh, wie man sagt, der an trockenem Zynismus kaum zu übertreffen sein dürfte.
Drei Kottan-Darsteller verschliss die Serie dabei: Nr. 1, Peter Vogel, war sicher der langweiligste Adolf Kottan und spielte auch nur in den ersten beiden Folgen mit, die noch einen sehr hohen „normalen“ Krimianteil besaßen.
Gefolgt vom ebenfalls schnauzbärtigen Franz Buchrieser, der in den Folgen 3, 4 und 5 dabei war, und im nachhinein gar nicht so übel ist, zumal Zenker und Patzak hier die Irrsinns-Schraube auch schon ein wenig anzogen haben und der Serie immer wieder höchst absurde Momente bescheren.
So werden Kottan in einer Folge ständig die Autotüren abgefahren und die Leichen werden häufig vom immer gleichen Landstreicher gefunden. Für die meisten ist aber Lukas Resetarits der einzig wahre Kottan, dessen seltsames Erscheinungsbild gut zum immer abgedrehteren Inhalt der Folgen passte, allerdings wirkte Bibiana Zeller als Ilse Kottan meiner Meinung nach viel zu alt, um seine Frau zu sein.
Auch der durchgeknallte Dezernatsleiter Alfred Pilch mit Insektentick wird ab Folge 7 zum komplett geistesgestörten Polizeipräsident Heribert Pilch, gespielt vom großartigen Kurt Weinzierl, dessen Kämpfe mit dem Getränkeautomaten zu den Highlights der Serie gehören.
Später tritt auch immer mehr Mutter Kottan in den Vordergrund, eine Krimi-Liebhaberin, die ihrem Sohn gerne mal unter die Arme greift. An Kottans Seite zwei nicht minder skurrile Gestalten, der übereifrige und schießwütige Assistent Schrammel, der eine Vorliebe für Mickey Spillane hat, und der einbeinige Paul Schremser, mit denen er dann in späteren Folgen zum Playback Oldies aus den 50er, 60er und 70er Jahren als „Kottans Kapelle“ zum Besten gibt.
Anfängliche ernst gemeinte Kritik am Polizeialltag gipfelt im weiteren Verlauf der Serie in überdrehtem slapstickhaften Nonsens, was gerade in Deutschland die Grenzen der gepflegten Abendunterhaltung sprengte.
Alleine der legendäre „Krieg der Welten“-mässige Coup während der Ausstrahlung einer Sendung im Jahr 1981, als man im Bild Laufschrift einblendete, wo zu lesen war, dass UFOs bei Duisburg gelandet seien, was manche Leute tatsächlich glaubten.
Inzwischen sind die ersten acht Episoden verteilt auf vier DVDs als Box erschienen, sogar in erstaunlich guter Qualität, was bei TV-Serien ja nicht immer der Fall ist, Anfang Dezember folgen die restlichen, ebenfalls als 4-Disc-Box.
Spektakuläre Extras gibt es zwar nicht, aber „Kottan ermittelt“ ist auch so eine der unvergleichlichsten und besten Fernsehserien, die im deutschsprachigen Raum entstanden ist, und eigentlich Pflichtprogramm für jeden, der auf etwas abseitigeren Humor und unkonventionelle Unterhaltung steht und nicht gerade „Derrick“- oder „Der Alte“-Fan ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Joachim Hiller