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KINDHEIT UND JUGEND

Shigeru Mizuki

Bis wenige Jahre vor seinem Tod im Alter von 93 Jahren 2015 war der japanische Manga-Künstler Shigeru Mizuki außerhalb seines Heimatlands kaum bekannt. Das hat sich inzwischen geändert: Seit dem Gewinn des Prix du meilleur album in Angoulême 2007 erscheinen zunehmend fremdsprachige Übersetzungen. In Deutschland hat sich der Reprodukt Verlag der Veröffentlichung seines umfangreichen Werks angenommen und seit 2019 in rascher Folge „Hitler“, „Auf in den Heldentod“ und „Tante NonNon“ herausgebracht. Wer „Tante NonNon“ schon gelesen hat, dem wird manche Episode aus diesem ersten Teil der autobiografischen Trilogie Mizukis bekannt vorkommen, die Zahl der Überschneidungen ist aber recht überschaubar. Vieles wird entweder vertieft oder nur noch kurz angerissen, die große Mehrheit der hier festgehaltenen Episoden ist komplett neu. Gleich geblieben ist hingegen Mizukis selbstironischer Grundton und sein oft karikaturistisch überzogener Zeichenstil voller Eierköpfe, triefender Schweißtropfen und verzogener Fratzen, der in krassem Gegensatz zu den immer wieder eingebauten kupferstichartig präzisen Gruppen-, Landschafts- und Gegenstandszeichnungen steht. Damit gelingt es ihm, auch Nichtjapanern die von mythischen Wesen, Aberglauben und verfestigten Verhaltenskodizes durchzogene japanische Kultur auf humoristische und gleichzeitig doch ernsthafte Weise näherzubringen. So bietet „Kindheit und Jugend“ einen kurzweiligen Einblick in eine längst vergangene Zeit und Welt. Ich bin gespannt, ob irgendwann auch eine deutsche Ausgabe des im Original knapp 2.000 Seiten umfassenden Epos über die Showa-Zeit folgt. Immerhin: In den USA ist dieser schon 2015 auf mehrere Bände gesplittet in englischer Übersetzung erschienen.