KIESGROUP

Und überhaupt CD

Als Vorgeschmack auf das (hoffentlich bald) erscheinende neue Album der Düsseldorfer KIESGROUP versteht sich diese 5-Track-CD. Bereits letztes Jahr hatte ich das Vergnügen, deren Debütalbum zu besprechen, doch schien es sich bei "Dativ Boys", so der Titel, noch eher um ein Side-Projekt von Max Stamm, unter anderem Produzent von FAMILY 5 und ANGELIKA EXPRESS, und Andreas Hubert van der Wingen, der sich jetzt nur noch Vander nennt, und der früher bei STUNDE X zu Hause war, zu handeln.

Für die Aufnahmen hatten sie sich dabei Musiker aus dem benachbarten Proberaum hinzugeholt. "Irritierend, aber großartig", möchte ich mein Review von damals noch mal kurz zusammenfassen. Nun scheint aus der KIESGROUP doch eine feste Band geworden zu sein, und auch der eher irritierende Aspekt des Debütalbums ist verschwunden.

Wo vorher Melodien noch durch die Häckselmaschine katapultiert wurden, stehen sie jetzt klar im Vordergrund. Der experimentelle Charakter des Debüts ist nur noch in rudimentärer Form vorhanden.

Instrumentale Stücke fehlen gänzlich und gesungen wird jetzt nur noch in Deutsch. Trotzdem steht "Und überhaupt" dem Debütalbum in nichts nach, im Gegenteil. KIESGROUP sind eine der wenigen deutschen Ausnahmebands.

Textlich auf einem absolut hohen Niveau, dennoch fernab "von einem Leistungskurs Deutsch-Pop", wie das Info so treffend bemerkt. Absoluter Favorit ist das Titelstück, welches in zwei verschiedenen Versionen vorliegt, einmal der Gitarrenversion und später noch mal als elektronisch vereinfachte Version, die sich von der Grundmelodie anhört, als sei sie aus dem Stück "t-kom cut" des Debüts entstanden.

Offen bleibt dabei die Frage, ob Hilde Knef nicht doch schon lange tot ist, und ob Campino nach Johnny Thunders Tod aufgehört hat, Punk zu sein. "Nichts haut mich um, aber du" covert die deutsche Version von Cole Porters "I get a kick out of you", versehen mit der großartigen deutschen Übersetzung von Mischa Mleinek, der damit die Form von Liebesliedtexten neu definiert hat.

Kaum zu glauben, dass der Song bereits 1968 von oben erwähnter Hildegard Knef gesungen wurde. Nicht ganz überzeugen konnte mich "Die Welt ist düster, und leuchten müssen wir", was aber direkt ausgeglichen wird durch "Und eins", bei dem ich zwar bis jetzt rätsele, was da im verzerrten Refrain eigentlich gesungen wird, das aber als schnellste Nummer der CD und überhaupt und sowieso mein Herz erfreut.

In Kürze ist jetzt sogar eine Tour geplant, und da werde ich derjenige sein, der in der ersten Reihe steht und alle Songs mitsingt. (14:00) (09/10)