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KELLY, DER BANDIT

Auch wenn der 1880 gehängte Bushranger Edward „Ned“ Kelly – einer der letzten Gesetzlosen und Räuber, deren Rückzugsort die unwirtliche Buschlandschaft Australiens war – Gegenstand zahlreicher Bücher und Filme war, dürfte das Wissen um seine Lebensgeschichte außerhalb seiner Heimat begrenzt sein. Zumal auch nicht klar ist, ob Kelly nun ein Volksheld war oder nur ein brutaler Verbrecher. Und so dürfte die popkulturelle Bedeutung von Tony Richardsons Film „Kelly, der Bandit“ („Ned Kelly“) vor allem darauf begründet sein, dass die Hauptrolle ROLLING STONES-Frontmann Mick Jagger übernahm, der im selben Jahr auch in Nicolas Roegs „Performance“ mitspielte. Schon damals war es nicht ungewöhnlich, dass die Größen der Musikwelt sich auch schauspielerisch betätigten, Jagger kam damit aber Kollegen wie David Bowie oder Roger Daltrey zuvor. Bei Kris Kristofferson, der zusammen mit Waylon Jennings auf dem schönen Country-Soundtrack von „Kelly, der Bandit“ zu hören ist, schien die Filmkarriere sogar oft im Vordergrund zu stehen. Mit dem Endergebnis waren Richardson, der in den 1960er Jahren mit Filmen wie „Die Einsamkeit des Langstreckenläufers“ Teil der British New Wave war, und Jagger allerdings nicht sonderlich zufrieden, ebenso wie Publikum und Kritiker. Zu Unrecht, denn alleine die naturalistische visuelle Umsetzung durch Kameramann Gerry Fisher verleiht dem Film einen sehr authentischen Look, der auch gut auf der aktuell erschienenen Blu-ray zur Geltung kommt. Auch wenn es sich hier vielleicht um keine ganz akkurate Wiedergabe von Kellys Leben handelt, ist der Film unter dem Strich immer noch ein gelungener, ruppiger Spätwestern mit spezieller australischer Atmosphäre, bei dessen skurrilem Showdown sich Kelly in einer selbstgebastelten Rüstung ein letztes Feuergefecht mit der Polizei liefert.