United Kingdom – United Queerdom. Hm. Im Original heißt das Buch „Sensible Footwear – A Girl’s Guide“, wer ist der Autorin da wohl in die Parade gefahren? Ja, es stimmt, Kate Charlesworth schreibt als Britin fast ausschließlich über die Entwicklung rund um das Thema LGBTQIA+ im Vereinigten Königreich, hier sollte kein weltweiter Rundumschlag erwartet werden. Aber es wird nie so offensichtlich oder vorhersehbar, wie der Titel vermuten lässt, sondern sie webt vielmehr gerne mit verschiedenen Fäden. Dabei stets präsent ist eine gehörige Portion Selbstironie, Ausgangspunkt für die „Sensible Footwear“-Wahl: „Lesben-Spotting: ein Kick! Schuhe gaben da wertvolle Hinweise“. Charlesworths eigenes Leben bildet den Hauptstrang des Buches. In sorgfältig gewählten Anekdoten rund um bestimmte Ereignisse, Musicals, Filme, Fernsehserien, Personen und Jobstationen erzählt sie von dem Ringen um ihre lesbische Identität, die in den Fünfziger Jahren im englischen Yorkshire beginnt und sie im Laufe der Zeit über die Stationen Manchester und London ins schottische Edinburgh führt. Das Buch endet 2019. Ein paar kurze Ausflüge ins Ausland (etwa Berlin und New York) gibt es zwar auch, diese sind allerdings kaum handlungsrelevant. Ihre stimmungsgeladen kolorierten, leicht karikaturistisch überspitzten Panels durchbricht sie regelmäßig mit collageartigen Montagen zu politischen Themen, konkreten Entwicklungen innerhalb der LGBTQIA+-Community oder Informationen rund um bestimmte szenerelevante Persönlichkeiten. So entspinnt sich nach und nach eine sehr kurzweilige Biografie, die fast nebenbei die LGBTQIA+-Entwicklung Großbritanniens seit den Fünfziger Jahren zusammenfasst.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Anke Kalau