„Es ist eine Geschichte, ohne wirkliches Happy End; und trotzdem eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden“, sagt der seit 2003 in New York lebende Fotograf Julian Voloj über das Leben von Benjamin Melendez, ältestes von acht Kindern puertoricanischer Einwanderer, Mitbegründer und langjähriger Anführer der ehemals größten Bronx-Gang „Ghetto Brothers“.
Quasi nebenbei lässt Voloj Benjamin Melendez nicht nur seine eigene Geschichte, sondern auch die der Gangs in den Siebzigern, der Situation von ethnischen Minderheiten, der Entstehung des Hip-Hops und des Werdegangs der Bronx erzählen.
Dabei dominieren zunächst die Themen Gangs und Einwanderer, später werden Familie und Religion zu den zentralen Motiven der Graphic Novel. Klar dürfte Melendez Szenekennern als Initiator des „Hoe Avenue Peace Meetings“ bekannt sein, das unter anderem dafür gesorgt hat, dass aus den Black Spades die Zulu Nation wurde.
Weniger kennt man Melendez wohl als Marrano, als Nachfahre zwangskatholisierter Juden, die ihren jüdischen Glauben weiterhin praktizieren. All dies erzählt Voloj knapp und doch ausführlich genug, von Claudia Ahlering mit schnellem, aber detailreichen Strich in Bildern festgehalten, und wird diesem vielschichtigen Leben damit auf allen Ebenen gerecht.
„Ghetto Brother“ zeigt auf, wie wichtig es ist, trotz widriger Umstände an das Gute im Menschen zu glauben. Denn nur, wer mutig für eine Sache eintritt, kann andere auf seine Seite ziehen.
Und ohne seine Lehrerin Rita Fecher und den Black Panter-Aktivisten Joseph Mpa hätte Yellow Benjy wahrscheinlich weder zu sich selbst gefunden, noch wäre er zu dem legendären Friedensstifter geworden, als der er heute noch in den Straßen der Bronx bekannt ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Anke Kalau