Der französische Journalist Jérôme Tubiana berichtet seit über zwanzig Jahren über schwelende Konflikte im Tschad und im Sudan. 2010 lernt er in Tschads Hauptstadt N’Djamena Mohammed El Gharani kennen, mit dem er sich anfreundet und dessen Lebens- und Leidensgeschichte er in dieser Graphic Novel festhält.
El Gharanis Familie gehört zum Nomadenstamm der Gorane, die traditionell in der Sahara lebten. Auf der Suche nach Beständigkeit und Halt ließen sich seine Großeltern im saudischen Medina nieder.
Da El Gharani als Nicht-Saudi keine Ausbildung zusteht, entschließt er sich, mit einem gefälschten saudischen Pass nach Pakistan zu gehen, um dort eine Schule für IT-Fachkräfte zu absolvieren.
Ende 2001 wird der damals 13-Jährige, wie viele andere unschuldige Saudis, in Pakistan inhaftiert und als jüngster Gefangener überhaupt ins US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba überführt, das er nach acht entbehrungsreichen Jahren schließlich als freier Mann wieder verlassen darf.
Doch El Gharanis Leidensweg ist mit seiner Freilassung noch nicht zu Ende. Seine Odyssee führt ihn durch diverse afrikanische Länder, in deren Kultur er sich entweder nicht heimisch fühlt oder die er aus politischen Gründen wieder verlassen muss.
Alexandre Francs pointierte Zeichnungen nehmen den Ereignissen mit ihrer cartoonhaften Darstellung ein wenig die Schärfe, als reiner Fließtext wäre so viel Leid und Unrecht auch wahrscheinlich kaum auszuhalten.
Dennoch führt dieser Band ganz tief in die Abgründe menschlichen Handelns, zeigt koordinierte Schikane und Folter in aller Heftigkeit. Ein nachdrückliches Plädoyer für Menschenwürde und Gleichberechtigung, gegen Behördenwillkür und Intoleranz.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Anke Kalau