5. Dezember 1969: Die Johnny Cash Show gastiert in New York im Madison Square Graden. August 2002: Columbia bringt zur Ehre von Johnny Cashs 70. Geburtstag (der bereits im Februar war) „Johnny Cash At Madison Square Garden" erstmalig auf den Markt.
Das ging ja richtig flott. Auch in anderer Hinsicht ist die Columbia nicht dem Schnellen sein Sohn. Als Cash 1994 mit „American Recordings" sein großes Comeback einläutete, brauchte der Ex-Vertragspartner des Man in Black gerade mal sechs Jahre, um festzustellen, dass dessen Marktwert wieder gewaltig gestiegen ist.
So fand sich im Archiv der Columbia noch dieses Konzert von Dezember 1969, im gleichen Jahr also, in dem das zweite Knastalbum „At San Quentin" erschienen ist. Ein Jahr zuvor hatte bereits „At Folsom Prison" die Charts erobert.
Außerdem gab's noch eine eigene TV-Show zur besten Sendezeit. Das nennt man so ziemlich den Höhepunkt in der Karriere. Zwei Live-Alben, die Riesenerfolg hatten, warum also nicht noch eine dritte hinterher schieben? Nun stellt sich die Frage, warum diese dann doch für über dreißig Jahre in den Archiven fristete? Nun, Johnny Cash bot zwar ein hervorragendes Konzert, aber er war nicht recht bei Stimme.
Eine latente Schwäche, ein leichtes Zittern der Stimmbänder. Keine Ahnung ob das der Grund war, warum die Platte erst jetzt veröffentlicht wurde, Zeit wurde es jedenfalls. Der Titel trügt eigentlich, es ist tatsächlich nicht ausschließlich Cashs Konzert, es ist das Konzert der gesamten Johnny Cash Show.
Der große Mann überlässt nach 11 großen Hits die Bühne seinen Co-Stars. Carl Perkins beweist, wer „Blue Suede Shoes" wirklich geschrieben hat, gefolgt von den STATLER BROTHERS und schließlich zwei Songs der CARTER FAMILY, mit Mother Maybelle.
Das Gefühl des perfekten Entertainments. Schließlich frenetischer Applaus, Cash is back on stage und bringt „A boy named Sue" und noch eine ganze Ladung weiterer Hits, gefolgt von einem Gospel-Part.
Ein Jahr zuvor fiel gerade dieser Song dem Zensor zum Opfer, da nämlich der „Junge namens Susi" (Mike Krüger) seinem Vater gegenübersteht, welcher ihm sagt: „I was the son of a bitch who named you Sue" (wohlgemerkt, 1968, amerikanische Charts).
Nun, was damals mittels Piepton unkenntlich gemacht wurde, sollte Cash diesmal nicht singen. Cash, der lieber selbst entscheidet, was er sagt und singt, zeigt sich als Diplomat und intoniert an betreffender Stelle selbst einen Piepton, nur um sich daraufhin zu entschuldigen, er dürfe an dieser Stelle nicht „Son of a bitch" singen.
Alles in allem ein großartiges Zeitzeugnis seiner erfolgreichsten Phase und ein sehr guter Liveset dazu. Ergibt mit den beiden Gefängnisalben eine gute Trilogie. (77:07) 9/10
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