Wenn tote Musiker posthum Platten veröffentlichen bzw. ihr Label oder die Erben das tun, kommt dabei nicht unbedingt immer Hörenswertes ans Tageslicht, doch im Falle von Johnny Cash ist das anders: Der Mann in Schwarz hatte noch bis kurz vor seinem Tod am 12.
September 2003 mit Rick Rubin an neuen Aufnahmen gearbeitet - und begonnen hatten sie mit den Sessions einen Tag nach der Fertigstellung von "American IV". Die Aufnahmen zu einem weiteren Album der "American"-Reihe waren also im Kasten, als Rubin die Nachricht von Cashs Tod erreicht, doch während sonst Cash selbst für den nötigen Feinschliff sorgte, fehlte nun sein Input und Rubin musste erstmal einige Zeit vergehen lassen, um sich die Aufnahmen seines engen Freundes nochmal vorzunehmen.
Mit den gleichen Musikern, die auch schon an den ersten vier "American"-Alben beteiligt waren, wurden die Songs dann fertig gestellt, und ich denke, es gibt keinen vernünftigen Zweifel, dass Cash dieses Album anders gewollt hätte, als so, wie es nun vorliegt.
Mit "Like the 309" enthält es den letzten Song, den Cash in seinem Leben geschrieben hat (trotz des Albumtitels ein weiteres Lied über einen Zug), und von einem weiteren Cash-Song abgesehen wieder die probate Mischung aus Neuinterpretationen anderer Leute Lieder.
Rubin selbst schreibt in den Linernotes, wie er bei jedem einzelnen Lied Cashs Tagesform heraushören kann, von zerbrechlich bis energisch reicht die Palette, und das ergreifendste Lied ist sicher Gordon Lightfoots "If you could read my mind", bei dem Cashs Stimme nach dem alten Man klingt, der er ja auch war.
Absolut ergreifend, wie ihm beinahe die Stimme versagt, wie er weiterkämpft, dieser Ballade eine Kraft verleiht, die zu Tränen rührt. Ein wunderbares Album, R.I.P, Johnny Cash. (10/10)
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