NEVER GET OLD?

Jörn Morisse mit Oliver Koch

Ganz zu Beginn war Rock’n’Roll die Musik von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, und im Kern ist sie das auch immer noch, nur dass die Akteure wie die Konsumenten älter und auch alt geworden sind. Und so wurde beispielsweise Punk zu einer Jugendbewegung, die auch für Mittvierziger noch funktioniert.

Ein guter Ansatzpunkt also, um ein Interviewbuch zu diesem Thema zu machen. Mit Wino von u.a. SAINT VITUS, Edwyn Collins (ORANGE JUICE), Melissa Auf der Maur (HOLE), Larry Parypa (THE SONICS), Kim Wilde, Genesis P-Orridge, Conor Oberst, Jaki Liebezeit, Poly Styrene, Grant Hart und noch einigen anderen mehr hat Jörn Morisse gesprochen, mit ihnen über ihr musikalisches Schaffen gesprochen, ihr Leben derzeit, und auch darüber, wie sie, ihre Musik, ihr Leben als Künstler sich verändert hat.

Dabei sind teils interessante, teils aber auch nur durchschnittliche Interviews herausgekommen. Oft sind die Interviews wenig fokussiert, das Thema kommt nur am Rande vor, man merkt, dass mancher Gesprächspartner nur bedingt Lust hatte, sich auf das Thema einzulassen, oder das Interview unter Zeitdruck stattfand.

So ist „Never Get Old?“ einerseits ein durchaus lesenswertes Buch, man hätte aber mit einer planvolleren Auswahl der Gesprächspartner auch unter dem Aspekt der Bereitschaft, explizit über das Thema zu sprechen, mehr aus dem Thema herausholen können.

Eine Vorlage dazu wäre die Arbeit von Jon Savage zum Thema Jugendkultur gewesen. Und wo ist Pete Townshend, der einst sang „Hope I die before I get old“, wo sind im Buch die alten Punks, wo die gealterten Teeniestars – wo ist Lemmy? Eine gute Buchidee wurde hier mäßig umgesetzt, aus dem Thema nicht mit Begeisterung und journalistischer Neugier das herausgeholt, was drin gewesen wäre.