Foto

OMNIVERSE

Jimi Tenor

In letzter Zeit gab es ja ein echtes Jimi Tenor-Revival, zumindest gefühlt. Denn der finnische Komponist und Multi-Instrumentalist, der hierzulande schon Ende der Neunziger gern gesehener Gast der Popkultur-Magazine Spex oder Intro war und ebenfalls Feuilleton-Kompatibilität aufwies, wurde bei Bureau B mit gleich zwei Veröffentlichungen gewürdigt, „NY, Hel, Barca“ und „Deep Sound Learning“, die dessen Schaffen in den Jahren 1994 bis 2001 aufarbeiteten. In diesem Jahr erschien auch bei Bureau B sein neues Album „Multiversum“, das in seinem Heimstudio in Helsinki entstand und auf dem Tenor mit Synthesizer, Flöte, Saxophon und Drumcomputer einen interessanten Spacepop-Jazz-Soul-Funk-Hybriden schuf. In diesem Heft war der Musiker immer eher ein Fremdkörper, auch wenn sein Blick auf Dancefloor Culture aufgrund der Anleihen bei Jazz, Easy Listening und Filmmusik mehr als nur plumpes Tanzflächenfutter war. Unter dem Namen JIMI TENOR AND HIS SHAMANS produzierte er Ende der Achtziger vor seiner Solokarriere sogar Industrial-artige Klänge. Parallel zum neuen Album erschien bei Ventil jetzt auch ein Tenor-Buch, allerdings keine typische Musikerbiografie, sondern eine Sammlung kommentierter Fotos, die auch das langjährige Faible des finnischen Weltenbummlers für Fotografie zeigt, neben seiner generellen Vielseitigkeit als Musiker und Soundtüftler. Meinen morbiden Nerv traf dabei besonders seine Sammlung von ästhetisch faszinierenden Roadkill-Fotos, davon hätte ich gerne mehr gesehen. Der Käuferkreis für den schön aufgemachten, preislich akzeptablen Hardcover-Band dürfte hierzulande eher begrenzt sein, weshalb man alles in englischer Sprache beließ, denn international dürften sich dafür noch genug echte Tenor-Fans finden.