Justin Broadrick ist den auf der 2006 veröffentlichten EP "Silver" eingeschlagenen Weg nicht weiter gegangen; hat JESU also nicht noch melodischer und eingängiger werden lassen. Statt weiter solch unbeschwerte Beinahe-Pop-Songs, mit denen er auf "Silver" überraschte, zu verfolgen, hat sich Broadrick für "Conqueror" wieder für ein epischeres Songwriting entschieden.
Zwar finden sich hier nicht die brachialen Soundwände des Debütalbums wieder, aber die vordergründige Poppigkeit von "Silver" musste einer hintergründigen Melodik weichen, die dem melancholischen Grundtenor des Albums dient.
Denn "Conqueror" ist vor allem tieftraurig. Dabei aber auch so unglaublich schön, dass es schon beinahe beängstigend ist, wie gerne man sich diesem Schwermut hingibt. Während also "Silver" als eine Art Intermezzo gelten könnte, ist "Conqueror" die konsequente Weiterführung des Debütalbums: trauriger, schöner und nicht mehr ganz so hart.
Auffallend ist trotz des Fehlens jeglicher Brutalität dennoch, wie JESU, bei denen ja neben Broadrick mit Ex-SWANS Ted Parsons ein weiteres ehemaliges GODFLESH-Mitglied involviert ist, eben diesen immer mehr ähneln.
Die Melodik und die Art der Arrangements auf "Conqueror" ist so weit nicht entfernt von dem, was Broadrick für GODFLESH schrieb, nur dass er damals etwas minimalistischer agierte. Gerade diese Kontinuität in seinem weit über zwanzig Jahre währenden Schaffen und seine gleichzeitige ständige Neuerschaffung macht die Musik dieses Mannes so interessant.
Wer dagegen JESU bloß im Umfeld des momentanen "Brachial trifft fragil"-Hypes wahrnimmt, sollte besser seine Hausaufgaben machen. (9)
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