LET’S GO (SO WE CAN GET BACK)

Jeff Tweedy

Möglicherweise unterschätze ich ja gerade völlig die Strahlkraft der Alt. Country-Innovatoren WILCO als Band, die Scharen von Fans dazu bewegen könnte, den nächsten Buchladen (soweit noch vorhanden) zu stürmen, um eine vom Umfang her durchschnittliche Biografie von deren Frontmann Jeff Tweedy zu erwerben.

Ich würde das wahrscheinlich nicht tun, sitze aber dennoch an einer Besprechung zu diesem Buch, auch wenn meine Begeisterung für WILCO sich immer in Grenzen hielt. Um Zugang zu Tweedys Erinnerungen an seine bisherige Karriere als Musiker zu bekommen, hilft es aber schon, wenn man mal UNCLE TUPELO mochte, mit denen Ende der 80er Jahre alles für Tweedy losging.

UNCLE TUPELO wusste ich spätestens zu schätzen, als ich sie Ende 1992 im Vorprogramm von Bob Moulds damaliger Band SUGAR sah und sie dem Hauptact locker die Show stahlen. Zu diesem Zeitpunkt war ihr drittes Album „March 16-20, 1992“ erschienen.

Dem folgte 1993 dann noch „Anodyne“, danach hatte sich die Zusammenarbeit von Tweedy mit seinem damaligen Partner Jay Farrar erledigt. Und so bezieht das Buch für mich eine Menge seiner Spannung daraus, eine Erklärung dafür zu liefern, was eigentlich bei Tweedy und Farrar schiefgelaufen ist, die sich songwriterisch immer so perfekt ergänzten.

Nicht nur in diesem Punkt klingt Tweedy absolut glaubwürdig und schont dabei auch sich selbst nicht, was ebenfalls den Umgang mit seiner früheren dramatischen Abhängigkeit von Schmerzmitteln angeht.

Insofern ist „Let’s Go (So We Can Get Back)“ mehr eine sympathisch offenherzige und oft auch sehr witzige Lebensbeichte als eine wirklich umfassende Musiker-Biografie, die mich dem Menschen Tweedy auf jeden Fall näher bringen konnte.