Nicht erst seit #MeToo und Social Media-Hysterie stellt sich die Frage, ob man die Persönlichkeit eines Künstlers von seinem Werk trennen darf, sollte man also weiterhin Platten von Michel Jackson anhören und Filme mit Kevin Spacey ansehen? Den US-Regisseur Victor Salva verfolgen solche Vorwürfe schon seit seinem Spielfilmdebüt „Clownhouse“ von 1989, da er den zwölfjährigen Hauptdarsteller zum Oralverkehr gezwungen haben soll und dafür auch eine Freiheitsstrafe von drei Jahren abgesessen hat.
Das hinderte Salva aber nicht daran, auch danach noch erfolgreich im Filmgeschäft zu arbeiten, wo ihm mit „Jeepers Creepers“ 2001 und der zwei Jahre später entstandenen, ebenfalls ordentlichen Fortsetzung zwei extrem erfolgreiche Horrorfilme gelangen, deren Popularität sich in Deutschland auch an den zahlreichen Veröffentlichungen auf unterschiedlichen Medien ablesen lässt.
Allerdings holte Salva seine Vergangenheit immer wieder ein, so dass er zuletzt große Probleme bekam, „Jeepers Creepers 3“ fertigzustellen und zu veröffentlichen. Es wäre es für die Filmgeschichte sicher kein Verlust gewesen, wäre diese überflüssige Fortsetzung nie entstanden – moralische Fragen dabei mal außen vor gelassen.
Berechtige Bedenken wegen Salvas menschlicher Defizite hindern mich allerdings nicht daran, „Jeepers Creepers“ weiterhin für einen der effektivsten Horrorfilme der letzten 20 Jahre zu halten, schon alleine wegen seiner skurrilen Monsterkreation, ein mit Flügeln versehener Dämon im Landstreicher-Outfit.
Salva gelingt es dabei, zuerst in klassischer Thriller-Manier subtil Spannung aufzubauen, und offenbart erst später, dass der vermeintliche Serienkiller gar kein Mensch ist. Die Neuauflage im Mediabook, mit Booklet und dem Film auf Blu-ray und DVD, bietet neues Bonus-Material und stellt auch in Sachen Bildqualität eine Verbesserung dar.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Thomas Kerpen