Es wird immer wieder vom verbindenden Charakter des Fußballs als populärster weltumspannender Sportart gesprochen. Trotz der Ausnahmen, die es leider in jedem Bereich gesellschaftlichen Zusammenlebens gibt, gilt hier: Herkunft, Hautfarbe, religiöse Überzeugung, Geschlecht – in der Mannschaftskabine sowie auf dem Platz zählt all das nicht. Es zählt nur das gemeinsame Spiel mit dem Ball. Und jedes Stadion ist für sich eine kleine Welt innerhalb der großen Welt drumherum, weil sich auf den Tribünen alle existierenden Charaktere und Typen von Menschen begegnen, um gemeinsam diesem Spiel zuzuschauen. Warum es wichtig ist, das zu betonen? Weil es zeigt, was für eine gesellschaftliche Wucht vom Fußball ausgehen kann. Und was hat das mit diesem Comic zu tun? Jede Menge. Denn „Ein Match für Algerien“ greift genau das auf – diese verbindende Macht, die der Fußball besitzt. Der Comic erzählt in wundervollen Bildern die wahre Geschichte jener französischen Fußballer algerischer Herkunft, die sich 1958 aus der französischen Liga absetzten, um in ihrer unter der Kolonialherrschaft Frankreichs stehenden Heimat das Fußballteam der Unabhängigkeitsbewegung zu gründen. Nach und nach gelang es ihnen, sich auf dem europäischen Kontinent Respekt zu erkicken – und die Beilegung der Konflikte zwischen Frankreich und Algerien tatsächlich zu beschleunigen. Eben nicht mit Gewalt und Waffen, sondern allein durch das friedliche Spiel mit dem Ball. Gerade angesichts eines Fußballs, der mehr und mehr aus dem kommerziellen Blickwinkel gesehen wird, sowie in Zeiten, in denen (rechte) Ressentiments wieder zunehmen, ist „Ein Match für Algerien“ ein Augen- und Hirnöffner.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Frank Weiffen