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RECORDS COLLECTING DUST II

Jason Blackmore

Auch bei Teil II dieser Doku-Reihe halte ich den Titel für missverständlich, denn es geht Produzent, Autor und Regisseur Jason Blackmore nicht um die eingehende Beschäftigung mit den „Staubsammlern“ – den Plattensammlungen der Befragten – im Konkreten, sondern um konkrete, einzelne Platten.

Um die erste(n) prägende(n) Platten im Leben, um die erste(n) Punkplatte(n), um jene, die einem bis heute am meisten am Herzen liegen. Für den 2015 erschienenen Teil 1 hatte sich Blackmore mit den alten Herren (und wenigen Damen) der US-Punk- und Hardcore-Szene der Westküste getroffen und diese (meist) vor ihrer Plattensammlung sitzend befragt, u.a.

Jello Biafra, Mike Watt, Keith Morris, John Reis, Lis Fancher, Greg Anderson und David Yow. Für Teil 2 hat er sich nun an die Ostküste begeben, interviewte unter anderem Brian Baker, Ian MacKaye, John Joseph, Roger Miret, J Robbins, Walter Schreifels, Dave Smalley, Amy Pickering, Curtis Casella, Jack „Choke“ Kelly, Cynthia Connolly, Craig Wedren und Tommy Victor.

Das Konzept ist simpel, zu nicht hörbaren Fragen aus dem Off erzählen die Befragten in meist heimischer Atmosphäre und durchweg mit leuchtenden Augen, wie sie einst von Musik elektrisiert wurden, wie später Punk in ihr Leben kam und was ihnen die Musik heute noch bedeutet.

Selten hat mich eine Doku so begeistert und mitgenommen, fand ich die Aussagen spannend und nachvollziehbar, kamen sie mir bekannt vor. Und schön ist auch, zu vielen heute oft nicht mehr auf der Bühne stehenden Leuten mal wieder ein Gesicht zu sehen zu bekommen.

Der geringe Frauenanteil unter den Interviewten ist wohl typisch für unsere Szene, durchgehende Namenseinblendungen hätten die Zuordnung der Aussagen erleichtert. Unbedingt sehenswert!