JARBOE

Mahakali

Jarboe, die als Jane Jarboe geborene Tochter eines FBI-Agenten, dürfte eine der schillerndsten Gestalten der Postpunk-Szene der frühen 80er sein und hat durch ihren absolut einmaligen Gesang zwischen kindlicher Unschuld, verführerischer Weiblichkeit und dämonischem Gekreische maßgeblich ihre langjährige Band SWANS geprägt.

Man könnte fast Angst vor ihr bekommen, und das gilt auch für ihr neues Album, nach Kollaborationen mit NEUROSIS und Justin K. Broadrick. Und auch hier geben sich illustre Gäste die Klinke in die Hand: Phil Anselmo (PANTERA, DOWN), Attila Csihar (MAYHEM, SUNN O)))), Kevin Hufnagel (DYSRHYTHMIA), Colin Marston (BEHOLD ...

THE ARCTOPUS), Josh Graham (NEUROSIS, RED SPAROWES) oder Vincent Signorelli (UNSANE), die die musikalische Bandbreite dieses Albums bereits andeuten. "Mahakali" ist übrigens ein anderer Begriff für die hinduistische Göttin Kali, die mit Tod, Zerstörung, aber auch der Erneuerung gleichgesetzt wird, Assoziationen, die sich auch durch die 16 Songs des Albums ziehen, irgendwo zwischen Industrial, Gothrock und Doom, ohne dabei aber stilistisch stereotyp zu wirken.

Ganz im Gegenteil, "Mahakali" ist ein mächtiges, kunstvolles Album geworden, zugegebenermaßen nicht einfach zu hören, alleine schon durch Jarboes gewöhnungsbedürftige Stimmakrobatik, eine kraftvolle, teils verstörende musikalische Erfahrung, die sich in die dunkelsten Bereiche des menschlichen Gefühlsspektrums vorwagt.

Gerade im Vergleich zu den Verrenkungen irgendwelcher Black-Metal-Kasper, möglichst "evil" zu klingen, zeigt Jarboe eindrucksvoll, wie man Musik produziert, die gleichzeitig erschreckend und wunderschön ist, und vor allem Ausdruck eines individualistischen ästhetischen Kunstverständnisses, so wie es große Kunst eigentlich immer sein sollte.

Welcome to the darkest of ages! (9)